🌱 Von der Vision zur Bewegung
Vor zehn Jahren entstand ZeroWaste Switzerland aus einer einfachen, aber wirkungsvollen Idee: Wir können unseren Abfall drastisch reduzieren. Was als Lebensentscheidung von Natalie Bino und Julie Thomas begann – inspiriert vom Lebensstil der Pionierin der Zero-Waste-Bewegung, Béa Johnson – ist heute eine Bewegung. Von 2015 bis 2019 legte der Verein unter dem Vorsitz von Natalie Bino sein Fundament, sensibilisierte die Öffentlichkeit und ging mit gutem Beispiel voran. Von 2019 bis 2024 haben wir unter der gemeinsamen Leitung mit Aurélie Gateaud dann eine neue Etappe erreicht, indem wir unsere Aktivitäten professionalisiert und unsere Wirkung erweitert haben.
Natürlich hat sich der Verein durch die Gründung lokaler Gruppen und die Ernennung von Botschafterinnen und Botschaftern des Wandels in der ganzen Schweiz etabliert. Dazu gehören Tausende geschulte Personen, Hunderte organisierte Workshops und Konferenzen sowie zahlreiche innovative Projekte, die ins Leben gerufen wurden. Jede Aktion, sei es eine kleine Geste im Alltag oder ein gross angelegtes Projekt, ist ein weiterer Baustein für eine nachhaltigere Schweiz.
Heute ist ZeroWaste Switzerland viel mehr als nur ein Verein. Er ist eine Gemeinschaft von engagierten Mitgliedern, Partnern und Sympathisanten, die von gemeinsamen Werten angetrieben werden.
- Natalie Binos Blick auf zehn Jahre Zero Waste
„Ich habe meinen Zero-Waste-Weg 2014 begonnen, als meine Kinder noch klein waren. Es war ein persönliches Bestreben, im Einklang mit meinen Werten zu leben. Mir wurde jedoch schnell klar, dass es nicht nur ein individuelles Abenteuer war. Ich teilte meine kleinen Erfolge, meine Fehler und meine Entdeckungen mit meinem Umfeld und auf Facebook und sah, dass dies Anklang fand. Ich erhielt Nachrichten von überall her von Menschen, die ebenfalls damit beginnen wollten, und so entstand ZeroWaste Switzerland auf ganz natürliche Weise.

Der Weg war nicht immer einfach. Ich habe auch einige Fehlschläge erlebt: So mochte ich beispielsweise die Zahnpasta auf Natronbasis nicht und das Shampoo mit fester Seife hat mein Haar ausgetrocknet. Doch jeder Fehlschlag war eine Lektion und eine Gelegenheit, eine bessere Lösung zu finden. Die grösste Veränderung, die ich beobachtet habe, ist die Entwicklung der Mentalitäten. Anfangs wurde Zero Waste als Bewegung von Randgruppen angesehen, heute ist es jedoch ein positiver Trend, der in unserem Alltag verankert ist. Die Veränderung ist überall sichtbar. In der Gastronomie sieht man immer weniger Plastikstrohhalme, wiederverwendbare Taschen sind allgegenwärtig und Trinkflaschen werden nicht nur beim Sport, sondern auch im Büro verwendet.
Vor zehn Jahren gab es nur wenige unverpackte Produkte im Offenverkauf oder nachhaltige Alternativen. Heute gibt es in allen Städten Lebensmittelgeschäfte, die Produkte unverpackt verkaufen, und es entstehen ständig innovative Lösungen. Diese positive Entwicklung ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen sowie des Drucks, den die Bürger auf den Markt und die Politik ausüben. Ich bin besonders stolz darauf, zu sehen, wie der Verein auf eigenen Beinen steht, getragen von einem grossartigen Team und einer Gemeinschaft von Mitgliedern, die diese Bewegung weiter vorantreiben.
Zero Waste ist eine Reise, deren Ziel eine gerechtere und nachhaltigere Welt ist!“
Was hat sich in den letzten zehn Jahren verändert und welche Gewohnheiten hast du beibehalten?
„In den letzten zehn Jahren habe ich einen echten Wandel in unserer Arbeitsweise und in unserem Konsumverhalten beobachtet. Die Digitalisierung hat einen zentralen Platz eingenommen, was mehr Flexibilität ermöglicht hat, aber auch ein Bewusstsein für unsere Auswirkungen auf die Umwelt geschaffen hat. Ich persönlich habe einige einfache, aber wirksame Gewohnheiten beibehalten. Ich bevorzuge sanfte Mobilität (Fahrrad und Zug), konsumiere so weit wie möglich lokal und hinterfrage vor allem meine täglichen Konsumentscheidungen.
Was ich ebenfalls beibehalten habe, ist die Bedeutung menschlicher Beziehungen in Projekten. Trotz digitaler Tools gibt es keinen Ersatz für gute Zusammenarbeit, gemeinsame Kreativität und eine gemeinsame Vision.“
Welche grossen Veränderungen tragen dazu bei, die Umweltbelastung oder den ökologischen Fussabdruck zu verringern? (Laut Natalie Bino.)
1. Weniger fliegen (und weniger mit dem Auto fahren)
Die Reduzierung von Flugreisen, insbesondere von Kurzstreckenflügen für Wochenendausflüge, ist eine der wirksamsten Massnahmen zur Verringerung des CO₂-Fussabdrucks. Ebenso können die Mobilitätsemissionen deutlich reduziert werden, wenn der Privatwagen zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel, des Fahrrads oder des Gehens eingeschränkt genutzt wird.
2. Weniger Fleisch essen
Die Viehzucht ist für einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine pflanzlichere Ernährung ist ein wirksames Mittel, um die Umweltbelastung zu verringern und gleichzeitig die Gesundheit sowie die Ernährungsvielfalt zu fördern.
3. Vernünftige Telearbeit
Weniger tägliche Pendelfahrten, weniger Energieverbrauch in den Büros: Bei guter Organisation trägt Telearbeit zu einer deutlichen Verringerung der Emissionen bei.
4. Kreislaufwirtschaft
Wiederverwenden, gemeinsam nutzen, reparieren: Die Integration dieser Prinzipien in den Alltag hilft, den Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen zu begrenzen und gleichzeitig die Nachhaltigkeit zu fördern.
5. Digitale Zurückhaltung
Es geht nicht nur darum, E-Mails oder Online-Speicherplatz zu reduzieren, sondern auch darum, unsere Beziehung zu Bildschirmen zu überdenken. Das bedeutet: weniger soziale Netzwerke, weniger „Scrollen” während der Fahrten oder Pausen und mehr bewusste Momente. Auch das Anschauen eines Films, ohne gleichzeitig auf einem zweiten Bildschirm zu surfen, ist eine Form der Zurückhaltung: Man konsumiert weniger, geniesst aber mehr. Diese Achtsamkeit gegenüber unserer digitalen Nutzung trägt dazu bei, unseren Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig unser Wohlbefinden zu steigern.
2. Entwicklungsperspektiven – ein paar Worte von Direktorin Valérie de Roguin
Dieser Wendepunkt ist eine Gelegenheit, unserer Arbeit eine neue Dimension zu verleihen. Nach zehn Jahren, in denen wir uns hauptsächlich der Entwicklung und Durchführung von Tausenden von Aktivitäten für die breite Öffentlichkeit, Schulen, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen gewidmet haben, passt der Verein sein Angebot an. Wir konzentrieren uns nun auf die Aktivitäten mit der grössten Wirkung und bauen unsere „Lobbyarbeit” aus. Dabei handelt es sich um grundlegende Arbeit und Kommunikation zu den gross angelegten Herausforderungen im Zusammenhang mit Abfall, Recycling und übermässigem Ressourcenverbrauch. Es geht um Fragen der öffentlichen und globalen Gesundheit, der direkten und indirekten Umweltverschmutzung, der globalen Abhängigkeit und der individuellen Freiheit, die weit über den individuellen und/oder lokalen Handlungsbereich hinausgehen. Zu diesem Zweck nimmt ZeroWaste Switzerland ab sofort Kontakt zu allen relevanten Akteuren aus den Bereichen Umwelt, Wirtschaft (Kreislaufwirtschaft), Politik, öffentliche Gesundheit und Konsum auf. Ziel ist es, mittel- und langfristig auf nationaler und sogar internationaler Ebene auf die Rahmenbedingungen unseres Lebensstils einzuwirken – in Zusammenarbeit mit anderen nationalen Zero Waste-Verbänden, dem Dachverband Zero Waste Europe sowie grossen Organisationen, die auf allen Ebenen tätig sind.