Worüber sprechen wir?
Die Sharing Economy, oder kollaborative Wirtschaft, ist Teil der Kreislaufwirtschaft und umfasst wirtschaftliche Aktivitäten, die auf dem Teilen oder der gemeinsamen Nutzung von Gütern, Wissen, Dienstleistungen oder Räumen, anstelle des Besitzes beruhen.
Eine florierende Wirtschaft
Demokratisiert durch die Digitalisierung und das Entstehen von Online-Plattformen ist die Sharing Economy gross im Kommen. Ein Beweis dafür sind die weltweiten Investitionen in Sharing Economy Start-ups, welche jedes Jahr steigen und sich bis heute auf mehr als 12 Milliarden US-Dollar belaufen. (10)
In der Schweiz befürworten und beteiligen sich die Konsumenten weitgehend an diesem neuen Modell. 55% geben an, dass sie im Laufe des Jahres ein Miet- oder Sharing-Projekt von Waren oder Dienstleistungen planen. (10)
Die weltweiten Pioniere dieser kollaborativen Wirtschaft, Airbnb und Uber, machen trotz sozialer Kontroversen (Löhne und Arbeitsbedingungen der Uber-Fahrerinnen und Fahrer) und wirtschaftlicher Debatten (Wohnungsknappheit und steigende Mieten aufgrund der Airbnb-Vermietungen) allein 60% aller Güter und Dienstleistungen aus, die aktuell in der Schweiz geteilt werden. (10)
Es entwickeln sich weitere Dienstleistungen wie Mobilität, Coworking Spaces und Objekt- oder Materialbibliotheken, die die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vorteile miteinander verbinden.
Die wichtigsten Akteure der Sharing Economy in der Schweiz
Transport | Unterkünfte | Waren | Arbeit | Finanzdienstleistungen |
Personentransport | Privat Wohnen | Gebrauchtwaren | Partizipative Finanzierung | |
Uber | Airbnb | Kleiderkorb | oDesk | Cashare |
Sharoo | Housetrip | Preloved | Jacando | C-crowd |
Mobility | Ricardo | Kochen | ||
Publibike | Anibis | Restessbar / Ässbar | ||
Parkplätze | Prêteur | Arbeitplätze | Kredite | |
Shared Parking | Pumpipumpe | Instant Offices | Bondora | |
Sharely | Gotham | |||
Leihbars / Leihläden | ||||
Wirtschaftliche, soziale und ökologische Vorteile
Die gemeinsame Nutzung von Gütern und Dienstleistungen in grösserem Umfang hat zahlreiche Vorteile: eine effizientere Zuteilung der Güter, ein breiteres Angebot, niedrigere Preise und häufig eine bessere Qualität – letztendlich eine Einsparung von Ressourcen und eine höhere Zufriedenheit der Verbraucher.
Geteilte Mobilität: 100% Energieeffizienz
Als interessante Alternative im Hinblick auf Energieeffizienz und Ressourcenschonung bietet die geteilte Mobilität auch eine kostengünstige Lösung für ihre Nutzer.
Mit 4,8 Millionen Autos in der Schweiz 1 und einer durchschnittlichen Auslastung von 1,53 Personen pro Fahrzeug 2, ist das Potenzial für eine Verbesserung der Auslastung durch Carsharing beträchtlich. Wenn man bedenkt, dass ein Auto 95% der Zeit geparkt bleibt, ist die Option des Carsharings von höchster Relevanz und trägt nebenher natürlich auch zur Reduzierung der Umweltverschmutzung, des Verkehrs und des Mülls bei der Entsorgung der Fahrzeuge bei.
Ein Modell, das die Qualität und Reparierbarkeit von Gegenständen fördert
Eine Bohrmaschine wird während ihrer gesamten Lebensdauer im Durchschnitt nur 13 Minuten lang benutzt 2. Wenn diese Bohrmaschine geteilt wird, reduziert dies die Menge der produzierten Produkte und verringert den Abfall am Ende ihrer Lebensdauer. Dieses Modell regt auch dazu an, Produkte von höherer Qualität zu produzieren, denn was langlebig und reparierbar ist, ist auch beim «Sharing» gewinnbringender. Dies führt zu einem Paradigmenwechsel und zu einer Neuausrichtung beim Design von Gegenständen. 3
Soziale Vorteile
Die Sharing Economy ist ebenfalls eine Antwort auf die Frage der Gleichheit und des „Zugangs für alle“. Sie ermöglicht Menschen mit niedrigem Einkommen den Zugang zu Dienstleistungen zu geringeren Kosten. Sie bietet auch praktische Vorteile wie den Gewinn von privatem (zu Hause) und öffentlichem Raum (Bedarf an weniger Parkplätzen), die Entwicklung von kollaborativen Gemeinschaften und einen breiteren Zugang zu einer Vielzahl von Waren und Dienstleistungen. Darüber hinaus hilft sie, die Kosten für Wartung, Reparatur oder Recycling der benutzten Gegenstände zu reduzieren.4
Hemmschwellen, die abgebaut werden müssen
Leider muss man feststellen, dass die Schweiz immer noch hinterherhinkt. Die Gründe dafür sind der hohe Lebensstandard, welcher die Entwicklung einer Sharing Economy nicht stimuliert, eine unzureichende Zugänglichkeit zu den Angeboten und eine wenig flexible Logistik. All dies erschwert es, eine grössere Anzahl von Konsumenten für das Sharing zu begeistern.
Auch Vorschriften und Gesetze müssen weiterentwickelt werden, um die Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen und Vorschläge wie z.B. das „Recht auf Reparatur“, welches es in Frankreich und der Europäischen Union bereits gibt, 5 zu fördern.8 Dieses Recht steht im Mittelpunkt des Kampfes für die Überarbeitung des Umweltschutzgesetzes und wird von dem Koalition „Lang leben unsere Produkte “ getragen.6
Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sharing Economy eine bedeutende Chance für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft in der Schweiz darstellt. Sie bietet konkrete Lösungen, um Abfall zu reduzieren, die Qualität von Produkten zu verbessern und eine Wirtschaft zu unterstützen, die das Teilen statt das Besitzen wertschätzt. All dies geschieht mit dem Ziel, einen positiven und nachhaltigen Einfluss auf unsere Umwelt zu haben.
Sources :
- RTS 2023, « Chaque Helvète parcourt en moyenne 30 kilomètres par jour, le plus souvent en voiture», ↩︎
- Ellen MacArthur Foundation 2021, « How tool sharing could become a public utility: Toronto Tool Library and Makerspace» ↩︎
- Wallenstein J. & Shelat U. 2017, « What’s Next for the Sharing Economy?», Published in BCG ↩︎
- Bahraini, A. 2023, « Sharing Economy: The Famous Circular Economy Solution», Published in Waste4Change ↩︎
- Enard L. 2022, « Et si la Suisse favorisait l’économie circulaire?», Published in Terre Nature ↩︎
- Lange leben unsere Produkte ↩︎