Das Geheimnis der Alternativen zu Kunststoffen lüften
Dank der Zero Waste Methode lassen sich viele Verpackungen vermeiden, aber manchmal müssen wir uns dennoch für ein verpacktes Produkt entscheiden. Wie soll man sich da zurechtfinden?
Ist Glas besser als Plastik? Sind die Papiertüten im Unverpacktladen umweltfreundlich? Mein Getränk wurde mit einem Strohhalm aus Karton serviert… ist das gut oder schlecht?
Um euch zu helfen, all diese Informationen zu entwirren, hier ein paar Hinweise, um die richtige Wahl zu treffen!!!
1.1 Was ist das Problem mit Plastik?
Dieses Foto, das in einem bekannten Schweizer Supermarkt aufgenommen wurde, ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Plastik überall und manchmal ungerechtfertigt vorhanden ist. Aber warum ist das ein Problem?
Weltweit werden jedes Jahr 78 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt (Zahlen von 2017), 98% davon aus neuem Material. Nur 2% der hergestellten Kunststoffmasse wird recycelt. Rund 32% des Kunststoffs gelangen als Verunreinigungen in die Umwelt (Ausschuss aufgrund fehlender lokaler Aufbereitungsmöglichkeiten, Unfälle, Unwissenheit, Fehlverhalten).
Die Schweiz ist trotz ihrer hohen Sammelquote (53% der Abfälle werden in der Schweiz recycelt – 2019 – Quelle: swissrecycling.ch) nicht verschont geblieben.
Ein Beweis dafür ist die Entwicklung von Veranstaltungen in den letzten Jahren, bei denen Abfälle in der Natur gesammelt werden, wie z. B. der world clean up day, Océan clean-up des Vereins Slat, Net’Léman in der Westschweiz…
1.1.1 Die Auswirkungen
1.1.1.1 Auswirkungen auf die Biodiversität: Verschmutzung der Ozeane, des Bodens und der Luft
13 Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Ozeanen (Quelle: UNO), mehrere hundert Kilogramm pro Sekunde. Die Folgen: Fast 100’000 Meerestiere werden jedes Jahr durch das Verschlucken von Plastik getötet. Bei anderen werden Mutationen beobachtet, sowie Verhaltensänderungen oder Bioakkumulation (vor allem im Plankton).
Diese Erkenntnisse sind besorgniserregend, da die allgemeine Verschmutzung, die der Ozeane, aber auch der landwirtschaftlichen Böden, der Flüsse bis hin zu den Gipfeln der Berge unmöglich zu „reinigen“ ist. Das Plastik, das bereits in unserer Umwelt vorhanden ist, wird dort für Hunderte von Jahren bleiben. Die Herausforderung besteht darin, die Anhäufung so schnell wie möglich zu stoppen. Eine kürzlich von Oceaneye veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass Plastikpartikel im Genfersee in einem ähnlichen Ausmass vorhanden sind wie in den Ozeanen. 50 Tonnen Plastik würden jedes Jahr im See landen. Die Studie schätzt, dass mehr als 600 Tonnen Plastik im Genfersee schlummern. Nur 10% des Materials, das den See verunreinigt, kommt über die Rhone wieder heraus. Zu wissen, was mit dem Rest geschieht, ist schwierig.
1.1.1.2 Auswirkungen auf das Klima
Wir werden euch nichts Neues beibringen, denn Plastik wird aus fossilen Stoffen hergestellt: aus Erdöl, dessen Entstehung Tausende von Jahren gedauert hat. Laut IAE werden 2030 mehr als 30 % des Erdöls in der petrochemischen Industrie und nicht als Kraftstoff verwendet, 2050 werden es 50 % sein (Petrochemie = Plastik und Pestizide, insbesondere).
1.1.1.3 Auswirkungen auf die Gesundheit
Um die für ihre Verwendung erforderlichen Eigenschaften zu erhalten, sind Kunststoffe nie rein. Es werden Zusatzstoffe hinzugefügt, obwohl sie als endokrine Disruptoren bekannt sind (Phthalate oder Flammschutzmittel). Einige dieser Stoffe können in die Lebensmittel migrieren: insbesondere durch Hitze, fettige Lebensmittel oder die Wiederverwendung von Einwegverpackungen. Es gibt heute keine gesetzliche Verpflichtung, die vollständige Liste der Zusatzstoffe anzugeben, die im Durchschnitt 7 % der Masse von Kunststoffen ausmachen.
So wurde Plastik im Blut von Menschen (einschliesslich Babys) gefunden, Phthalate bei 99,6% der Schwangeren, Flammschutzmittel bei 100% und BPA bei 70%. Die Babys von heute werden bereits vorbelastet geboren!
1.2 Welche Alternativen gibt es? Und wie wählt man die richtigen aus?
Kehren wir zurück zu unseren Einkäufen und den Alternativen zu unverpackter Ware…
1.2.1 Die Papiertüte
Immer häufiger werden in Geschäften, die eine umweltfreundlichere Alternative zu Plastik anbieten wollen, Kraftliner-Tüten angeboten, die in den Regalen wie Pilze aus dem Boden schiessen. Sind sie wirklich so umweltfreundlich?
Bilanz : Selbst wenn Papier biologisch abbaubar ist, entgleist es in Bezug auf seinen Wasserverbrauch und das Risiko der Eutrophierung natürlicher Lebensräume. Die beste Tüte ist die, die man wiederverwendet! Denkt daran, eine kleine, leichte Tasche für unvorhergesehene Einkäufe dabei zu haben. Geht mit Stofftaschen, einer Kiste oder einem Korb einkaufen! Diese sind bei weitem die besten Optionen.
1.2.2 Dosen und Konservenbüchsen
Zwei Arten von Metallen, die hauptsächlich für Metallverpackungen verwendet werden: Aluminium (Dosen, kleine Konservendosen) und Weissblech (Mischung aus Stahl und Zinn).
1.2.1.1 Aluminium
Es wird durch den Abbau von Bauxit gewonnen, das hauptsächlich aus Australien, China, Brasilien und Indien stammt. Um zu metallischem Aluminium verarbeitet zu werden, muss das Bauxit von anderen Mineralien (Eisen, Zinn, Silizium) befreit und anschliessend entwässert werden. Es wird zunächst zerkleinert und mit Soda geätzt, um daraus das Aluminiumoxid zu extrahieren. Die erhaltene Lösung wird abgekühlt, was die Abscheidung von Aluminiumoxidhydrat bewirkt, das dann erhitzt wird, um wasserfreies Aluminiumoxid, ein weisses Pulver, zu erhalten. Dieses wird mit Kryolith3 vermischt und in ein 1000° C heisses Bad gegeben, durch das ein hochintensiver elektrischer Strom geleitet wird (Elektrolyse4), wodurch sich der Sauerstoff vom Aluminium trennt. Im Durchschnitt benötigt man 5,25 Tonnen Bauxit und 200 kg Soda, um weniger als 1 Tonne Aluminium zu gewinnen.
Die Auswirkungen dieses Prozesses sind vielfältig:
– Bei der Gewinnung: Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt (Abholzung), Verschmutzung von Flüssen und Böden. Bei der Herstellung entstehen Abfälle aus dem Prozess: der berühmte „rote Schlamm“ (mehr dazu).
– Co2-Emissionen: Die sehr hohen Temperaturen, die für die Herstellung benötigt werden, sowie die verschiedenen Temperaturanstiege und -abfälle verbrauchen enorm viel Energie. So würde die Energie, die für die Herstellung von Aluminium (primär und Recycling) benötigt wird, 1% der weltweiten Produktion ausmachen. Im Falle einer Getränkedose wäre dies 10-mal mehr als die Produktion des Inhalts.
Da der Produktionsprozess des Rohstoffs sehr energieintensiv und umweltbelastend ist, ist das Recycling ein echter Gewinn im Vergleich zur Verwendung von Neumaterial. Durch das Recycling von Aluminium werden die CO2-Emissionen im Vergleich zur Herstellung von Aluminium aus Bauxit um 95 % gesenkt.
Die Verordnung über Getränkeverpackungen (VGV) schreibt eine Verwertungsquote von mindestens 75 % vor. Wird diese Quote nicht erreicht, kann der Bund die Erhebung eines Pfandes einführen. Die Verwertungsquote für Aludosen in der Schweiz im Jahr 2019 beträgt 94 %.
1.2.1.2 Weissblech
Es ist eine Mischung aus Stahl (selbst eine Legierung aus Eisen und Kohlenstoff) und Zinn.
Bei der Herstellung entstehen Verschmutzungen durch die Abbauaktivitäten, den Energiebedarf für den Abbau und den Transport. Da Eisen in der Erdschicht sehr häufig vorkommt, ist es dennoch eines der Metalle, dessen Herstellung die geringste Energie erfordert.
Die Produktion aus recycelten Materialien reduziert den Energieverbrauch um mehr als 60 % und die Luftverschmutzung um 30 %. Die Recyclingquote für Weissblechverpackungen in der Schweiz liegt bei 86 %. Um das Recycling zu ermöglichen, werden Stahl und Zinn getrennt und separat recycelt. Zinn kann als Zinn (Lötzinn, etc.) wiederverwendet werden, der einmal geschmolzene Stahl kann für Kabel, Rohre, Bleche und „teilweise“ in neuen Verpackungen verwendet werden.
Bilanz : Metallverpackungen haben einen Einfluss auf das Klima. Die Wahl von recycelten Verpackungen und das Sortieren von Verpackungen sind daher wichtig. Die beste Option ist es, die Verwendung von Metallverpackungen zu reduzieren.
1.2.2 Glas
Glas ist der Liebling der „No Plastic“-Umweltschützer und wird immer beliebter!
Aus gesundheitlicher Sicht ist es das beste Material: Es ist das „inerteste“, das heisst, es gibt so gut wie keine Migration von der Verpackung in das Produkt. Recycelbar, stabil, transparent, gesund, leicht abwaschbar – Glas scheint ideal zu sein.
Dabei wird vergessen, dass die Rohstoffe für Glas nicht unbegrenzt vorhanden sind und die Gewinnung und das Recycling von Glas sehr energieintensiv sind. Bei jedem Recyclingzyklus muss auf über 1000°C erhitzt werden (1600°C bei der Herstellung).
Glas ist nach wie vor eines der erfolgreichsten Recyclingverfahren, allerdings verliert jeder Zyklus etwa 10% Material. Es muss also wieder Material zugeführt werden, um die gleiche Menge an Glas zu erhalten. Da es in Europa nur wenige Glasfabriken gibt, reisen sowohl das zu recycelnde Glas als auch das neue Glas viel!
Bilanz : Die Verwendung von Glas als „Einwegglas“ ist ein Irrweg. Glas sollte so oft wie möglich wiederverwendet werden, bevor es recycelt wird. Die Entwicklung von Pfandflaschen, die so lokal wie möglich sind, ist die beste Lösung. Es gibt bereits Milchprodukte, Biere oder Säfte in Glas mit Pfand. Finden Sie gute Adressen auf unserer Karte.
1.3 Falsche „ökologische“ Lösungen, die man unbedingt vermeiden sollte
In den Regalen der Geschäfte existieren andere Verpackungen, von denen sich einige damit brüsten, umweltfreundlich zu sein… Entschlüsselungen dieser „nicht wirklich“ umweltfreundlichen Verpackungen.
1.3.1 Die „Tetra Pack“ Packungen
Sie bestehen aus einem mehrschichtigen Aufbau (75% Karton, 20% Polyethylen und 5% Aluminium) und werden als recht umweltfreundliche und recycelbare Alternative angepriesen.
Beim Recyclingprozess werden die Tetra Pack-Verpackungen in Wasser eingeweicht und die 75 % Papierbrei extrahiert. Der Rest, der aus Kunststoff und Aluminium besteht, wird verbrannt. Karton kann nicht wieder zur Herstellung von Tetra-Packs verwendet werden. Er wird zur Herstellung von Wellpappe verwendet.
In der Schweiz gibt es nur wenige Sammelstellen und eine einzige Verarbeitungsanlage. Es handelt sich dabei um die Model AG in Weinfelden, die die Kapazität hat, die 20’000 Tonnen Tetra Packs, die jedes Jahr in der Schweiz verbraucht werden, und sogar noch viel mehr zu verwerten. Allerdings läuft sie aufgrund fehlender Sammlungen leer.
Bilanz : Ein Recycling, das weit vom Modell der Kreislaufwirtschaft entfernt ist und erhebliche Investitionen der Allgemeinheit erfordern würde… Ist das wirklich eine Lösung, die man unterstützen sollte?
1.3.2 Die „Biokunststoffe”
Bio-Kunststoffe werden aus erneuerbaren Rohstoffen (Mais) oder Bioabfällen (z. B. Zuckerrohr) hergestellt und haben sich in den letzten Jahren in Form von Bechern, Obst- und Gemüseschalen, Einwegverpackungen für Take-aways usw. immer weiterverbreitet.
Wie sieht die Bilanz dieser Biokunststoffe aus?
Landwirtschaftliche Flächen zu nutzen, um eine Wegwerfwirtschaft zu reproduzieren und aufrechtzuerhalten, ist abwegig. Dies fördert intensive Monokulturen, schadet der Artenvielfalt und ist eine Quelle der Umweltverschmutzung. Verwechselt mit echtem Plastik, können sie falsch sortiert werden und das Plastikrecycling verschlechtern.
Bilanz : Dies ist eine falsche gute Lösung, die ihr vermeiden solltet.
1.3.3 Biologisch abbaubare Oxo-Beutel
Die Tüte besteht aus herkömmlichem Plastik (auf Erdölbasis), dem ein Zusatzstoff hinzugefügt wurde. Unter dem Einfluss von Licht, Sauerstoff und Hitze zerfällt die Tüte in Tausende von Plastikpartikeln. Es dauert Hunderte oder sogar Tausende von Jahren, bis sie sich tatsächlich zersetzt. Dabei besteht die grosse Gefahr, dass sie in die Umwelt gelangt.
Warum werden sie dann von den Herstellern als gut für die Umwelt angepriesen?
Weil sie schnell zerbrechen (auch wenn sie in der Natur zurückgelassen werden). Auch wenn man es nicht mehr sieht, ist das Plastik in Form von Mikropartikeln immer noch da und wird in der Umwelt verteilt. So kann es von einigen Tieren aufgenommen werden und in die Nahrungskette gelangen.
Recycelbar oder kompostierbar?
Weder das eine noch das andere! Oxobiologisch abbaubare Tüten bestehen aus Kunststoff und werden daher aus Erdölprodukten hergestellt. Trotz der Behauptungen vieler Hersteller sind sie also nicht kompostierbar. Echte kompostierbare Tüten bestehen aus pflanzlichen Materialien (Zellulose und andere Vegetabilien).
Achten Sie darauf, sie nicht zu verwechseln!
In der Schweiz sind diese Taschen noch immer erlaubt, aber viele Händler haben sie aufgrund der Beschwerden ihrer Kunden bereits abgeschafft. Nicht verwenden!
1.3.4 Bambus
An sich eine Pflanze mit geringen ökologischen Auswirkungen, verursacht ihr Erfolg negative Auswirkungen auf die Umwelt: Entwaldung, intensive Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden, um die weltweite Nachfrage zu befriedigen. Die CO2-Belastung von Bambus ist höher als die von Plastik (Ein Bambusröhrli muss 27 Mal wiederverwendet werden, um eine günstigere Auswirkung im Vergleich zu Plastikhalmen zu erzielen).
Einweggeschirr aus Bambus ist mit einer wasserabweisenden Schicht aus Kunststoff überzogen. Manche Importprodukte enthalten auch Melamin, das besonders dann gesundheitsschädlich ist, wenn die Lebensmittel in dem Behälter heiss sind.
Bilanz : Geschirr aus Bambus (oder anderen Pflanzenfasern), selbst wenn es kompostierbar ist, bleibt Einweggeschirr, das mangels Sortierung zum grössten Teil verbrannt wird
Die einzigen akzeptablen Lösungen sind wiederverwendbare Behälter. Pfandlösungen gibt es bei vielen Restaurants, sie bieten Recircle oder ihren eigenen Geschirr-Lösungen an. Ihr könnt auch eure Behälter und Tassen für euer Essen zum Mitnehmen mitbringen!
Abschliessend sei gesagt, dass es keine „Wundermaterialien“ gibt, die keine Auswirkungen haben. Sich dessen bewusst zu sein, ist ein erster wesentlicher Schritt, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Zero Waste Prinzipien gelten auch für Verpackungen :
Verweigern (kompostierbare Oxo-Beutel, Biokunststoffe, Einweg-Bambus), Reduzieren (Metall), Wiederverwenden (Glas), Recyceln (alle Materialien) und Kompostieren.
Quellenangaben
Quelle : Louise Allavoine
1. Etude d’évaluation des impacts environnementaux des sacs distribués en boutique, réalisée par Ecobilan, en mars 2008, pour Sacs Papiers de France et Procelpac, groupement français des fabricants de matériaux d’emballage à base de cellulose. Les résultats sont donnés pour un sac plastique courant de 25 litres et un sac papier courant de 36 litres.
https://fr.wikipedia.org/wiki/Boue_rouge)
https://ferrorecycling.ch/fr/recyclage/le-circuit/
https://www.letemps.ch/economie/suisse-rechigne-recycler-berlingots
https://www.frc.ch/plastique-le-greenwashing-nuisible-de-loxo/
https://www.tdg.ch/economie/tromperie-sachet-plastique-oxodegradable/story/10937872
/ hhttps://www.60millions-mag.com/2020/01/27/prudence-avec-la-vaisselle-en-bambou-17130
ttps://www.20min.ch/fr/story/600-tonnes-de-plastique-dorment-dans-le-lac-leman-887533430906