ZeroWaste Switzerland

Non-profit association inspiring everyone in Switzerland to reduce waste.

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Konsumstudie 2023

Im Jahr 2023 lancierten wir eine Umfrage zur Bewertung der Zero Waste Praktiken: welche Verhaltensänderungen sind am einfachsten und welche am schwierigsten umzusetzen. Das Ziel dieser Studie war es, den Reifegrad der umweltfreundlichen Handlungen einer erwachsenen Bevölkerung, die für den Haushalt verantwortlich ist, zu bewerten.

Resultate

1 – Das Panel

Insgesamt nahmen 458 Personen an der Umfrage teil, darunter eine Mehrheit von Frauen.

Die Zero Waste Bewegung wird historisch gesehen von Frauen getragen. Diese Zahl stimmt mit den Teilnehmern an unseren Aktivitäten überein.

2 – Die Einkäufe

Fleischlos zu leben, wird als einer der schwierigsten Schritte angesehen.

34,1% gaben an, dass dies für sie schwierig oder unmöglich sei.

Leichtere Massnahmen wie “Tüten und Dosen zum Einkaufen mitnehmen” oder “lokal und biologisch einkaufen” wurden von 90% der Befragten angenommen.

3 – In der Küche

Die “Vereinfachung der Küchenausstattung” ist für 20% der Befragten die schwierigste Massnahme.

Die anderen Massnahmen, die auf gesundem Menschenverstand beruhen, werden bereits gut umgesetzt, mit einer Rate von 60% bis über 90%.

Massnahmen zur Reduzierung von Einwegprodukten werden, ebenso wie Massnahmen zur Energieeinsparung, überwiegend in der Küche umgesetzt. Sie sind jedoch weniger verbreitet als Massnahmen im Bereich des Einkaufs, die zu 80% umgesetzt werden, wenn auch meist nur teilweise. Energie, obwohl ein Verschmutzungsfaktor, wird bei der Abfallvermeidung manchmal vergessen.

Die schwierigste Massnahme ist der Verzicht auf die Gefriertruhe.

4 – Das Badezimmer und die Instandhaltung des Hauses

Alle Massnahmen werden von fast 80% der Befragten teilweise oder vollständig umgesetzt.

Zwischen 5 und 20% der Befragten finden folgende Massnahmen schwierig : feste Toilettenartikel oder solche mit natürlichen oder biologischen Inhaltsstoffen kaufen, Wassersparer installieren, Essig und Natron für den Haushalt verwenden.

5 – Kleidung

Die guten Praktiken des sparsamen Konsums, der Reparatur und des Kaufs von Gebrauchtwaren werden von mehr als 80% der Teilnehmer umgesetzt.

Am schwierigsten ist es, Schuhe zu reparieren (17% der Antworten), gefolgt von “auf Schlussverkäufe verzichten” (13%) und “Second-Hand-Käufe tätigen” und “auf die Herkunft und das Material von neu gekaufter Kleidung achten” (11%).

6 – Technologie

Unsere technischen Geräte werden seltener mit Abfall in Verbindung gebracht, haben jedoch einen immer grösseren Einfluss. Die Umsetzung von Best Practices ist schwieriger. “Der Verzicht auf soziale Netzwerke”, die “Grösse von E-Mails” und die “Vermeidung von Videos in 4G/5G Netzwerken” wird von fast 40% der Befragten als schwierig angesehen.

7 – Möbel, Ausstattung und Dekorationen

Die Massnahmen “Bücher ausleihen” und “Verkaufen oder Verschenken auf Second-Hand-Websites” wurden von unseren Befragten mit über 90% am häufigsten angewandt.

Zu den am wenigsten: das Ausleihen und Mieten (weniger als 70% der Befragten) anstelle des Kaufs von Büchern. Dieses Ergebnis erklärt sich durch das schwache Angebot an naheliegenden und preislich erschwinglichen Lösungen für viele Geräte und Werkzeuge. Kaufen ist immer noch am einfachsten und manchmal am günstigsten.

8 – Im Büro

Ein “Green Team mit Kollegen zu bilden” ist für mehr als 30 % der Teilnehmer schwierig, während “ohne Auto zur Arbeit” von mehr als 85 % angenommen wird.

“Tee oder Kaffee aus einer echten Tasse zu trinken” und “eine Wasserflasche mitzubringen” gehört für fast 90% der Befragten zum Alltag.

9 – Auf Reisen, Geschäftsreise

Dieses Thema ist bei weitem dasjenige, bei dem die Umsetzung von Zero Waste am schwierigsten ist und am wenigsten umgesetzt wird.

“Reisen ohne zu fliegen” wird wider Erwarten von fast 80% der Befragten am meisten angenommen. Dies ist umgekehrt proportional zur Schweizer Statistik: 60% der Schweizer sind der Meinung, dass man ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub fliegen kann (Quelle: Umfrage 2023 Tamedia für 24H).

Kein Auto mehr zu besitzen, bleibt die schwierigste Massnahme.

Schliesslich wird der Blick auf die Karte mit guten Zero Waste-Adressen von weniger als 40% der Befragten genutzt, aber es ist sehr ermutigend zu sehen, dass fast 25% von ihnen planen, dies zu tun.

10 – Feste und Geburtstage

“Die Verwendung von wiederverwendbarem Geschirr” gehört für 80% der Befragten zum Alltag. Es ist eine gute Nachricht, dass diese Gewohnheit, überflüssigen Abfall zu vermeiden, einstimmig angenommen wird.

Die Hindernisse der sozialen Normen sind immer noch schwer zu überwinden: die Gäste zu bitten, ihre eigenen Teller mitzubringen und auf Geschenkpapier zu verzichten, ist am schwierigsten.

Zusammenfassend

Bei dieser Umfrage muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass sie über das Newsletter-Adressbuch und die sozialen Netzwerke des Vereins verbreitet wurde. Wir gehen davon aus, dass diese Personen bereits für die Zero Waste Problematik sensibilisiert sind. Die Teilnehmer an unserer Umfrage haben bereits einen Grossteil der Zero Waste Massnahmen umgesetzt.

Die am häufigsten angewandten Massnahmen sind :

  • Lokal einkaufen
  • Saisonal kochen und Essensreste wieder verwenden
  • Ungenutzte Kleidung spenden oder verkaufen
  • Handy so lange wie möglich behalten
  • Auf Second-Hand-Websites verkaufen oder spenden
  • Im Büro eine Mehrwegtasse benutzen
  • Wasserflasche mit dabei haben
  • Wiederverwendbares Geschirr verwenden

Die schwierigsten und am wenigsten umgesetze Massnahmen sind :

  • Ohne Gefrierschrank leben
  • Vegetarier werden
  • Auf soziale Netzwerke verzichten
  • Im Büro mit Kollegen ein Green Team bilden
  • Kein Auto mehr besitzen
  • Bei Parties und Festen bitten, eigenes Geschirr mitzubringen

Es ist interessant festzustellen, dass die Grundlagen, die wir in unseren Workshops und Einführungen vermitteln, in einer Gemeinschaft, die sich am Zero Waste Ansatz orientiert und diesen unterstützt, als selbstverständlich angesehen werden.

Die am wenigsten umgesetzten Massnahmen werden in unseren Aktivitäten kaum erwähnt, weniger nachgefragt oder sind neu (Reiseworkshop, Kleidung und Energie oder Workshop zur digitalen Nüchternheit). Einige, wie z.B. das Überdenken der eigenen Mobilität oder Vegetarier zu werden, erfordern auch mehr Aufwand bei der Umsetzung.

Massnahmen im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft (Secondhand, Reparatur, Leihen, Mieten…) werden nur teilweise umgesetzt. Dies liegt sicherlich am Mangel an Angeboten, die das Vorgehen komplex und kostspielig machen können:

  • Gebraucht zu kaufen ist nicht immer einfach (man muss es finden, einen sperrigen Gegenstand abholen können, ein attraktives Angebot in der Nähe haben, auf eine Garantie verzichten…).
  • Von einer Reparatur raten die Händlern oft ab, und bieten manchmal eine Austausche des Gegenstandes an. Und die Reparatur kann teurer sein als ein neues Produkt (z.B. Schuhe neu besohlen).
  • Mieten oder Leihen: Es gibt zwar Sharing-Plattformen, aber sie haben Schwierigkeiten, ihr Geschäftsmodell zu finden: Es kann schwierig sein, etwas in der Nähe oder verfügbar zu finden. Diese Art von Lösungen sollte jedoch auf lokaler Ebene bevorzugt und von den Gemeinden gefördert werden. Je mehr lokale Sharing-Lösungen existieren und zugänglich sind, desto weniger werden wir kaufen müssen.

Schliesslich sind soziale Normen ein Hindernis, das von unseren Teilnehmern in den Workshops häufig beobachtet wurde und sich auch in dieser Umfrage bestätigt hat:

  • Es wird heute eher gut akzeptiert, ein Occasionsgeschenk zu einem bestimmten Anlass zu machen, während dies vor einigen Jahren noch undenkbar (oder sogar beleidigend) war.
  • Der Verzicht auf Einweggeschirr für eine Party ist für unser Panel zulässig, obwohl dies in unserem jeweiligen Umfeld eine weit verbreitete Praxis ist.

Es bedarf der Sensibilisierung und der praktischen Umsetzung dieser neuen Verhaltensweisen durch einen immer grösseren Teil der Bevölkerung, um diese sozialen Normen zu ändern.

Das ist der Sinn der Zero Waste Bewegung: Eine Person, die die Zero Waste Methode richtig anwendet, kann ein Vorbild für alle anderen sein und helfen die Veränderung des Verhaltens zu erreichen, die wir in der gesamten Bevölkerung benötigen.

Mehrwegverpackungen: besser für das Klima?

32 Studien wurden von den Autoren des Berichts ausgewählt, weil sie eine Reihe von Kriterien erfüllten,1 die ihre Seriosität belegen: eine Studie, die weniger als 20 Jahre zurückliegt, eine Lebenszyklusanalyse (LCA), die nach den Normen ISO 14040-14044 durchgeführt wurde, und ein Vergleich von zwei Verpackungssystemen (Einweg/Mehrweg), die denselben Verwendungszweck erfüllen.

Die erste Erkenntnis ist, dass 23 von 32 Studien (72 %) zu dem Schluss kommen, dass wiederverwendbare Verpackungen besser für die Umwelt sind als ihre Einwegäquivalente. Einige von ihnen zeigen, dass wiederverwendbare Glasflaschen 85 % weniger Treibhausgasemissionen verursachen als Einwegglas, 75 % weniger als PET-Flaschen und 57 % weniger als Aluminiumdosen.

Diese Beobachtung allein reicht jedoch nicht aus, um zu behaupten, dass Mehrweg immer interessanter für das Klima ist als Einweg. In der Tat werden die Ergebnisse, ob positiv oder negativ, in jeder analysierten Studie in Abhängigkeit von verschiedenen Schlüsselfaktoren, die unten aufgeführt sind, variieren. Für die Autoren des Berichts sind dies die Faktoren, an denen gearbeitet werden muss, um sicherzustellen, dass der Ersatz von Einwegverpackungen durch ein Mehrweggebinde besser für das Klima ist.

Das Herstellungsverfahren der Verpackung

Bei Einwegverpackungen ist es systematisch die Produktionsphase der Verpackung, die den grössten Einfluss auf das Klima hat. Je nach Material und Herstellungsprozess sind Einwegverpackungen also für mehr oder weniger Treibhausgasemissionen verantwortlich.

→ Dies erklärt zum Beispiel, warum alle analysierten Studien zu dem Schluss kommen, dass Mehrweg-Glasverpackungen besser für das Klima sind als Einweg-Glasverpackungen, selbst ab einer einmaligen Wiederverwendung. Denn bei der Herstellung von Glas werden viele Treibhausgase emittiert, die somit bei jeder Wiederverwendung einer Verpackung vermieden werden; 

Die Anzahl der Wiederverwendungen

Bei Mehrwegverpackungen ist ein wichtiger Faktor in der Umweltbilanz natürlich die Anzahl der Wiederverwendung. Jede Wiederverwendung gleicht die Auswirkungen der ersten Herstellungsphase der Verpackung ein wenig mehr aus. Je mehr sie wiederverwendet wird (und damit die Produktion neuer Verpackungen vermieden wird), desto geringer werden die Auswirkungen ihrer ursprünglichen Herstellung.

→ Einige der analysierten Studien deuten also darauf hin, dass der Ersatz einer PET-Einwegflasche durch eine Glas-Mehrwegflasche nach 10 oder 20 Wiederverwendungen der Flasche aus Klimasicht interessant wird. Eine andere Studie schätzt, dass bei einer kurzen Transportstrecke (200 km) die wiederverwendbare Glasflasche nach der dritten Wiederverwendung weniger Auswirkungen hat als die Einweg-PET-Flasche. Eine andere Studie schätzt, dass bei wiederverwendbaren Bechern 10 Wiederverwendungen nötig wären, um einen Umweltvorteil durch die Wiederverwendung zu erzielen.

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Der Einfluss des Transports

Neben der Anzahl der Wiederverwendungen zeigt die Analyse der Studien, dass auch der Transport, insbesondere zwischen dem Sammeln, Waschen und Wiederbefüllen des Behälters (emittiert bei jedem Wiederverwendungszyklus), die grössten Auswirkungen hat. Die meisten Studien, die zu dem Schluss kommen, dass Mehrwegverpackungen negative Auswirkungen haben, tun dies aus diesem Grund: Die Transportwege sind zu lang. Die THG-Emissionen, die durch den Transport von Mehrwegverpackungen verursacht werden, hängen von drei Parametern ab: der Entfernung, dem Gewicht der transportierten Verpackungen und der Art des Transports (z. B. ist der Transport per Schiff deutlich geringer als der Transport per LKW).

→ Eine der untersuchten Studien kommt daher zu dem Schluss, dass die Wiederverwendung von Verpackungen aus klimatischer Sicht bis zu einer Entfernung von 1200 km interessant ist.

Diese breite Analyse der zu diesem Thema durchgeführten Studien führt also zum Schluss, dass die Wiederverwendung von Verpackungen sehr oft sehr vorteilhaft für das Klima ist, umso mehr, wenn die Transportwege verkürzt werden (was bei einem Pfandsystem in der Schweiz typischerweise der Fall sein wird), oder wenn das System Glasverpackungen ersetzt, die bisher nach dem ersten Gebrauch weggeworfen wurden. Für Hersteller, die den Klimavorteil ihres Wiederverwendungssystems maximieren möchten, bleibt noch einiges zu tun:

  • Sicherstellung einer grossen Anzahl von Wiederverwendungen, was oft die Einrichtung von Pfandsystemen erfordert, um eine gute Rücklaufquote für die Verpackungen zu gewährleisten.
  • Optimieren von Logistik: Standardisierung der Behälter, stapelbare Verpackungen bevorzugen und die Anlieferung von vollen Behältern zur Rücknahme des Leerguts nutzen.
  • Reduzieren von Transportwege zwischen Abfüll-, Verkaufs- und Waschbereich.

Die Tücken der Methoden zur Analyse und Vergleich von Einweg- und Mehrwegverpackungen

Die Analyse mehrerer Studien, die die Umweltauswirkungen von Einweg- und Mehrwegverpackungen vergleichen, weist auch auf bestimmte Einschränkungen der verwendeten Analysemethoden hin, die zu einer Präferenz für Einwegverpackungen führen.

Die erste ist das Versäumnis, in Ökobilanzen die Risiken des “Auslaufens” von Kunststoffverpackungen in die Umwelt zu berücksichtigen, die bekanntermassen katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt haben. Diese Risiken des Auslaufens, die per Definition unvorhersehbar und stark vom Verbrauchskontext des Produkts abhängig sind, werden nicht unbedingt berücksichtigt.

Eine weitere Verzerrung in den Studien sind die Methoden zur Berücksichtigung der Vorteile des Recyclings (die dazu führen, dass die Umweltauswirkungen von Einwegverpackungen, die zum Teil recycelt werden, reduziert werden).

Gewisse Methoden zur Bilanzierung der Vorteile des Recyclings berücksichtigen nicht den Verlust von Materialien zum Zeitpunkt des Recyclings oder die Unmöglichkeit, bestimmte Materialien zur Herstellung neuer Verpackungen zu recyceln, wodurch die tatsächlichen Umweltvorteile des Recyclings “überbewertet” werden.

  1. Eine von Reloop und Zero Waste Europe in Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht durchgeführte Analyse hat Dutzende von Studien gesichtet, in denen die Klimaauswirkungen von Mehrwegsystemen (häufig mit Depot) mit denen von Einwegverpackungen verglichen wurden. Das Thema wird seit Jahren kontrovers diskutiert, da Studien in diesem Bereich je nach den zu Beginn getroffenen Annahmen teilweise widersprüchliche Ergebnisse liefern. Das Ziel dieser Forschung ist es, all diese Ergebnisse zusammenzutragen, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen die Wiederverwendung von Verpackungen einen klimatischen Vorteil im Vergleich zu Einwegverpackungen darstellt. ↩︎

Nachhaltiges Grafikdesign für weniger Abfall

Ein neuer kreativer Ansatz für eine nachhaltige Zukunft

Das wachsende Bewusstsein dafür, dass sich unser Handeln auf unsere Umwelt auswirkt, hat zu einer ständigen Suche nach nachhaltigen Lösungen in unserem täglichen Leben geführt. Grafikdesign macht hier keine Ausnahme und so entwickelt sich seit einigen Jahren das „Nachhaltige Grafikdesign“ als ein innovativer Ansatz, um unseren ökologischen Fussabdruck zu verringern. Es bezieht seine Inspiration aus den Codes des minimalistischen Designs und wurde 2017 durch die von dem französischen Designer Sylvain Boyer entwickelte Ecobranding-Methode populär gemacht. Dieser Ansatz erfordert regelmässige Recherchen und das Hinterfragen unser Praktiken, denn eine Kommunikation ohne Umweltauswirkungen gibt es noch nicht, wohl aber Lösungsansätze, um mit neuem Elan die negativen Auswirkungen zu begrenzen!

In diesem Artikel teilt Cinzia Sigg, Grafikdesignerin und Partnerin von ZeroWaste Switzerland, ihre Erfahrungen und stellt das nachhaltige Grafikdesign als wichtiges Werkzeug für die Zero Waste Bewegung vor.

1. ZeroWaste und nachhaltiges Grafikdesign

Ein nachhaltiges Grafikdesign konzentriert sich im Ansatz auf eine Lebenszyklusanalyse jedes einzelnen Mediums und steht somit naturgemäss als ein wesentlicher Verbündeter an der Seite der Zero Waste Bewegung. Dieser Ansatz fügt sich nahtlos in das Zero Waste Ziel ein, indem überflüssige Verpackungen reduziert und der durch Kommunikationsprodukte angefallene Abfall minimiert werden sollen. Durch die Kombination von Ästhetik und Umweltverantwortung wird das nachhaltige Grafikdesign somit zu einem Hauptakteur bei der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils und vermeidet gleichzeitig die Greenwashing-Falle.

2. Die Prinzipien des nachhaltigen Grafikdesigns

Was das nachhaltige Grafikdesign von einem “Standard”-Grafikdesign unterscheidet, ist unter anderem die Anwendung eines systemischen Ansatzes im kreativen Prozess. Dieser Ansatz verändert die Art der Gestaltung grundlegend: Sie folgt nicht mehr einer linearen Abfolge von Recherche, Entwurf, Anpassung und Lieferung, sondern entwickelt sich vielmehr zu einem zirkulären Prozess. 

Bei diesem Ansatz berücksichtigt jeder Schritt die spezifischen Ziele des Projekts, die physischen Beschränkungen seiner Gestaltung sowie die möglichen nachhaltigen Lösungen. Dieser integrierte Prozess macht ein ständiges Hin und Her während des gesamten Projekts möglich, wodurch die Leistung optimiert und ein Ergebnis erzielt wird, das nicht nur den ästhetischen Kriterien, sondern auch den hohen Nachhaltigkeitsstandards entspricht. 

3. Ein Überblick über das Öko-Branding 

Eine umsichtige Verwendung von Farben, Schriften und visuellen Elementen verstärkt die Botschaft des Zero Waste Ziels und reduziert gleichzeitig die negativen Umweltauswirkungen der grafischen Gestaltung. Eine verantwortungsvolle Auswahl der Medien und des Drucks tragen ebenfalls zu diesem umweltfreundlichen Ansatz bei. 

Das Öko-Branding, welches durch den Visionär Sylvain Boyer ins Leben gerufen wurde, ist mehr als nur ein Trend – es ist eine visuelle Revolution, um unseren Planeten zu schützen. Eco-Branding basiert auf vier strategischen Säulen – Logos, Farben, Typografien und User Interface Design – und verändert die Art und Weise unserer visuellen Kommunikation. 

  • Ökologisches-Logo : Das Image eines Unternehmens, sein visueller Fussabdruck. Stellen Sie sich ein Logo vor, das weniger Tinte verbraucht und so seine Auswirkungen auf die Umwelt verringert. Wie soll das gehen? Indem die Konturen geschärft und die Farbflächen begrenzt werden. Ein gelungenes Öko-Logo ist minimalistisch und elegant. Weniger Tinte, mehr Stil! 
  • Öko-Farben : Wenn Sie ökologisch verantwortungsvolle Farben verwenden möchten, sollten Sie sich für den Vierfarbdruck anstelle von Pantone-Farben entscheiden. Warum? Weil der Vierfarbdruck weniger Abfall erzeugt und unsere Ressourcen schont. Und welches Geheimnis steckt dahinter? Bleiben Sie beim Gesamtfarbauftrag unter 100%. Spielen Sie mit der Farbmetrik, ein Schwarz mit 85 % verbraucht weniger und behält trotzdem seinen Charme. Achten Sie auf tintenintensive Vollflächen und verwenden Sie diese nur sparsam! 
  • Eco-Fonts : Öko-Schriftarten sind ein Muss! Schlanke, schmale Typografien, die bei jedem Druckvorgang Tinte sparen. Schriftarten wie Century Gothic, Times New Roman und Garamond sind bereits die Stars des Eco-Fonts. Sie schonen die Umwelt und verleihen Ihren Botschaften gleichzeitig Stil. 
  • User Interface – Benutzeroberfläche : Die vierte Säule für ein verbessertes und reflektiertes Öko-Branding bildet die Benutzeroberfläche einer Website oder auch einer App. Eine ökologisch verantwortungsvolle Benutzeroberfläche hängt von einem Designkonzept ab, das weniger Platz auf einem Server benötigt, den Energie- und Bandbreitenverbrauch einschränkt und die Lebensdauer der Batterien schont. Kurz gesagt: ein schlankes, optimiertes und schnelles Design. 

5. Die Herstellung und ihre Auswirkungen 

Der Prozess der grafischen Gestaltung hinterlässt einen CO2-Fussabdruck. Die Entscheidung, wie Sie welches Bildmaterial produzieren möchten, kann einen erheblichen Einfluss auf den gesamten ökologischen Fussabdruck des Produktes haben.

Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind klar darstellbar, insbesondere wenn die Vorteile von pflanzlichen Druckfarben, Risografie und der Zusammenarbeit mit lokalen Druckereien oder Dienstleistern betrachtet werden. 

  • Pflanzliche Tinten 

Pflanzliche Tinten werden aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, die häufig aus Pflanzen wie Soja oder Gemüse gewonnen werden. Sie enthalten weniger giftige Chemikalien als herkömmliche Tinten auf Erdölbasis und verringern so schädliche Umweltauswirkungen. Sich für die Arbeit mit pflanzlichen Tinten zu entscheiden, trägt dazu bei, die Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOCs) im Zusammenhang mit dem Druck zu reduzieren. Fragen Sie Ihre Druckerei nach den Materialien, die diese verwendet. Wenn die beschriebene Alternative noch nicht vorgeschlagen wird, dann machen Sie den Vorstoss.  

  • Risografie 

Diese Druckmethode verbraucht weniger Energie als andere Drucktechniken (Digital- oder Offsetdruck), was sie zu einer nachhaltigeren Option macht. Die verwendeten Tinten basieren auf Wasser und Soja unter Ausschluss von Lösungsmitteln und schädlichen Chemikalien. Risografie ist ideal für mittlere Auflagen und reduziert dadurch auch die Materialverschwendung. 

  • Mit lokalen Druckereien oder Dienstleistern zusammenarbeiten 

Mit lokalen Druckereien zusammenarbeiten, die Transportwege verringern und damit den mit der Lieferung verbundenen Kohlendioxidausstoss. Wählen Sie Druckereien in Ihrer Nähe, stärken Sie lokale Unternehmen und leisten so einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft, was auch den fairen Handel fördert. Die Arbeit vor Ort ermöglicht eine bessere Qualitätskontrolle und eine direktere Kommunikation mit den Dienstleistern, was zu einer effizienteren und weniger fehleranfälligen Produktion führt. Lokale Druckereien sind oft flexibler, um auf spezielle Anforderungen zu reagieren, was eine stärkere Personalisierung der Produktion ermöglicht. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung für pflanzliche Druckfarben, Risografiedruck und die Zusammenarbeit mit lokalen Druckereien zu einer umweltfreundlichen Produktion beiträgt. Die Wahl von pflanzlichen Druckfarben reduziert die VOC-Emissionen, Risografie minimiert den Abfall und die Arbeit vor Ort reduziert den Kohlendioxidausstoß. 

6. Schlussfolgerung 

Ein Nachhaltiges Grafikdesign ist mehr als nur visuelle Ästhetik; es verkörpert ein Engagement für die Erhaltung unseres Planeten. Indem ökologische Prinzipien in den kreativen Prozess integriert werden, wird Grafikdesign zu einem starken Katalysator für Veränderungen. Mit diesem Ansatz wird jede Entscheidung zu einer Gelegenheit, ein Design zu schaffen, das Sinn macht, Verhaltensänderungen herbeiführt und dabei erklärt und verteidigt werden kann und vor allem das Zero Waste Ziel in Übereinstimmung mit seinen Werten und Missionen unterstützen. ZeroWaste Switzerland lädt Sie ein, Ihren visuellen Ansatz zu überdenken, um aktiv zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen. 

Die Sharing Economy: Ein Baukasten für eine nachhaltige Zukunft in der Schweiz 

Haben Sie sich schon einmal die Zeit genommen, Ihre Sachen auszusortieren und dabei Gegenstände wiederzuentdecken, die in Ihrem Schrank, Keller oder bei Ihren Eltern vergessen wurden? Dinge wie eine Campingmatratze, ein Monopoly-Spiel, ein Fondue-Set oder ein Zelt, die oft “für alle Fälle” aufbewahrt werden, aber schliesslich unsere Räume vollstopfen, ohne dass wir es bemerken. 

Mit dem Aufkommen der Kreislaufwirtschaft ist die Sharing Economy ein integraler Bestandteil dieses Modells, das an eine Zeit erinnert, in der die ständige Erneuerung nicht die Leitmotive unserer Gesellschaft waren. Unsere Grosseltern wussten das Beste aus dem zu machen, was sie hatten, im Gegensatz zur heutigen Tendenz, immer mehr anzuhäufen, getrieben von attraktiven Preisen, die nicht repräsentativ für die tatsächlichen Kosten dieses Gegenstandes oder dieser Dienstleistung sind. 

Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der aktuellen wirtschaftlichen Zwänge (Inflation und COVID), die zu einem geringeren Konsum anregen, wenden sich immer mehr Menschen an Second-Hand-Plattformen, vor allem für Kleidung. Die Sharing Economy kann sich auch als eine Antwort auf wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen erweisen. 

Demokratisiert durch das Aufkommen der Digitalisierung und Online-Plattformen sind die globalen Pioniere dieser Wirtschaft wie Airbnb und Uber wohlbekannt, aber auch lokal sind Dienstleistungen wie Mobilität (Mobility & publibike) und Coworking Spaces (Gotham, Impact Hub, Regus) wachsende und wichtige Akteure dieser Art von Wirtschaft. Es gibt auch lokale und eher soziale Initiativen wie Objektbibliotheken (Manivelle). Im Fall von UBER und Airbnb sahen sich diese Initiativen mit Barrieren und Skandalen konfrontiert (Löhne und Bedingungen der Fahrer, Wohnungsmangel und steigende Mieten in gewissen Städten).  

Trotzdem bieten sie aus der Zero Waste Perspektive erhebliche Vorteile: 

Nehmen wir das Beispiel Auto: Mit 4,8 Millionen Autos in der Schweiz 1 und einer durchschnittlichen Auslastung von 1,53 Personen pro Fahrzeug 2, scheint das Potenzial für eine Verbesserung der Auslastung durch Fahrgemeinschaften (z.B. Blablacar) klar zu sein. Darüber hinaus bleibt ein Auto 95% der Zeit geparkt 3 was es zu einem sehr relevanten Objekt für Carsharing macht. Dieser Ansatz könnte die Anzahl der Fahrzeuge auf der Strasse reduzieren und so Umweltverschmutzung, Verkehr und Altlasten verringern. 

Die Stärke der Sharing Economy liegt in der gegenseitigen Nutzung von Gütern und Dienstleistungen. Eine Bohrmaschine wird im Laufe ihres Lebens durchschnittlich nur 13 Minuten lang benutzt 4. Wenn diese gemeinsam genutzt wird, kann sie mehreren Personen dienen, wodurch die Nachfrage nach neuen Produkten verringert und der Abfall am Ende der Lebensdauer begrenzt wird. Dieses Modell schafft auch Anreize für die Produktion von Qualitätsgegenständen, denn was langlebig und reparierbar ist, ist auch beim Teilen profitabler. Dies führt zu einem neuen Paradigma und einem neu gestalteten Design der Gegenstände5 

Auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene ist die Sharing Economy auch eine Antwort auf die Frage der Gleichheit und des “Zugangs für alle”. Sie ermöglicht Menschen mit einem geringeren Einkommen den Zugang zu einer Dienstleistung zu geringeren Kosten. Sie bietet auch praktische Vorteile, wie z. B. Platzersparnis (zu Hause und im öffentlichen Raum = weniger Parkplätze, wenn ein Auto geteilt wird), die Entwicklung von kollaborativen Gemeinschaften und einen breiteren Zugang zu einer Vielzahl von Waren und Dienstleistungen. Darüber hinaus müssen sich die Nutzer keine Gedanken über die mit diesen Gegenständen verbundenen Kosten für Wartung, Reparatur oder Recycling machen..6

Trotz der vielversprechenden Anfänge in den frühen 2010er Jahren ist die Sharing Economy jedoch immer noch eine Randerscheinung in unserem Konsumverhalten. Zu den Hindernissen, die überwunden werden müssen, damit sie florieren kann, gehören Zugänglichkeit, praktische und logistische Aspekte des Verleihs, erschwingliche und wettbewerbsfähige Kosten sowie Sicherheit (z. B. Online-Transaktionen). Initiativen gibt es für verschiedene Kategorien von Waren und Dienstleistungen, von der Vermietung von Kleidung bis hin zur Vermietung von Sportartikeln. 

In der Schweiz mit ihrem hohen verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen ist die Frage der finanziellen Kosten des Besitzes weniger vorherrschend als anderswo. Dennoch stellt die kollaborative Wirtschaft in Europa einen Megatrend dar, mit Transaktionen im Wert von 28 Milliarden Euro im Jahr 2016, die sich innerhalb eines Jahres verdoppelt haben und bis 2025 auf 572 Milliarden Euro prognostiziert werden. 7

In einer Zeit, in der Sparsamkeit eine zentrale Rolle in unseren gesellschaftlichen Entscheidungen spielt, kann die Sharing Economy uns ermöglichen, wieder ein vernünftigeres Verhältnis zu unserem Konsum zu finden, ohne dabei an Auswahl und Qualität zu verlieren. 

Regelungen und Gesetze müssen weiterentwickelt werden, um die Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen zu fördern, mit Vorschlägen wie dem “Recht auf Reparatur”, das es in Frankreich und der Europäischen Union bereits gibt.8 Dieses Recht steht im Mittelpunkt des Kampfes um die Überarbeitung des Umweltschutzgesetzes und wird von dem Kollektiv «Lang leben unsere Produkte» vorangetrieben.9 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sharing Economy eine bedeutende Chance zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft in der Schweiz darstellt. Sie bietet konkrete Lösungen, um Abfall zu reduzieren, die Qualität von Produkten zu fördern und eine Gemeinschaft zu unterstützen, die sich dem Teilen statt dem Besitzen verschrieben hat. Wir sind oft mehr an der Dienstleistung interessiert, die uns ein Gegenstand besorgt, als an dem Gegenstand selbst. Aus diesem Grund könnte eine allgemeinere Vision, bei der der Schwerpunkt auf dem Zugang zu einer Dienstleistung liegt (Xaas: “Everything as a service”), einen bedeutenden und nachhaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft und unser Konsumverhalten haben. Der Weg ist vorgezeichnet, jetzt müssen nur noch die Hindernisse überwunden werden, um diese Vision zu einer für alle zugänglichen Realität zu machen. 

  1. RTS 2023, « Les trois voitures les plus vendues en Suisse, radiographie d’un marché en pleine transition»,  5 September: https://www.rts.ch/info/economie/14287923-les-trois-voitures-les-plus-vendues-en-suisse-radiographie-dun-marche-en-pleine-transition.html  ↩︎
  2. RTS 2023, « Chaque Helvète parcourt en moyenne 30 kilomètres par jour, le plus souvent en voiture»,  6 April: https://www.rts.ch/info/suisse/13925929-chaque-helvete-parcourt-en-moyenne-30-kilometres-par-jour-le-plus-souvent-en-voiture.html 
    ↩︎
  3. Meyer-Vacherand E. 2023, « Voiture électrique, des efforts à fournir sur les bornes privées», Published in Le Temps, 5 August,: https://www.letemps.ch/economie/voiture-electrique-des-efforts-a-fournir-sur-les-bornes-privees  ↩︎
  4. Ellen MacArthur Foundation 2021, « How tool sharing could become a public utility: Toronto Tool Library and Makerspace», 1 December: https://www.ellenmacarthurfoundation.org/circular-examples/how-tool-sharing-could-become-a-public-utility  ↩︎
  5. Wallenstein J. & Shelat U. 2017, « What’s Next for the Sharing Economy?», Published in BCG, 4 October, Available: https://www.bcg.com/publications/2017/strategy-technology-digital-whats-next-for-sharing-economy [2023, November 7]  ↩︎
  6. Bahraini, A. 2023, « Sharing Economy: The Famous Circular Economy Solution», Published in Waste4Change, 24 March: https://waste4change.com/blog/en/sharing-economy-the-famous-circular-economy-solution/ 
    ↩︎
  7. Vie-Publique 2021, « L’économie collaborative : un nouveau modèle socio-économique ?», 9 March: https://www.vie-publique.fr/eclairage/19381-leconomie-collaborative-un-nouveau-modele-socio-economique 
    ↩︎
  8. Enard L. 2022, « Et si la Suisse favorisait l’économie circulaire?», Published in Terre Nature, 13 October: https://www.terrenature.ch/reparer-au-lieu-de-jeter-notre-pays-veut-encourager-leconomie-circulaire/ 
    * ↩︎
  9. Lang leben unsere Produkte:  https://longuevieanosobjets.ch/  ↩︎

Wir sitzen alle im selben Boot: Landwirte und Verbraucher, von der Heugabel bis zur Gabel.  

Wir trafen Blaise Hofmann1, einen in Morges geborenen Schriftsteller und Winzer, der uns seine Vision von der Landwirtschaft und ihrer Zukunft mitteilt.  

Respekt, AneRkennung, TReffen, VeRgütung & VeRantwortung, wieder 5 R 

Als ich kürzlich meine Eltern fragte, was die schönste Erinnerung an ihr Leben als Bäuerin, als Bauer gewesen sei, antworteten mir beide spontan:   

Unsere fünfundzwanzig Jahre Direktvermarktung mit dem Hofmarkt. 

Sie hatten ihn in den 1990er Jahren widerwillig eröffnet, als Reaktion auf eine unerwartete Entscheidung ihrer Obstgenossenschaft: Ein Angestellter verweigerte die Annahme der Tabletts mit Tafelkirschen, die mein Vater lieferte, mit der Begründung, dass die Früchte im Regen gepflückt worden waren. Er schloss einfach den Kofferraum seines Kombis und fuhr davon. 

Zurück zu Hause, haben meine Eltern mit ein paar Telefonaten den Vorrat an Bekannte verkauft und festgestellt, dass sich die Preise verdoppelten und die Verbindung zum Verbraucher wieder hergestellt war; sie fühlten sich dadurch aufgewertet. Dieses Geschäft war von Anfang bis Ende ihr eigenes, sie steuerten alle Glieder der Kette, von der Anpflanzung der Bäume bis zum Verkaufspreis der Früchte. So entstand die Idee, die restlichen Kirschen an einem improvisierten Stand am Straßenrand zu verkaufen.  

Einige Jahre später beschloss dieselbe Genossenschaft, auch ihre Äpfel nicht mehr anzunehmen, weil sie zu kleine Produzenten waren: zu wenig Fläche, zu wenig Rentabilität, zu wenig Gewinn, zu viel logistische Komplexität. Von diesem Tag an setzten sie keinen Fuß mehr in die Genossenschaft. Sie eröffneten jeden Samstag ihren Hofmarkt, lange bevor der Trend zu regionalen Produkten einsetzte. Es war eine Win-Win-Kompetenzaufteilung zwischen dem hypersozialen Temperament meiner Mutter, die als Verkäuferin fungierte, und dem hyperaktiven Temperament meines Vaters, der je nach Nachfrage pflückte, was es brauchte. So fanden sie fast zufällig das Produktionsmodell, das zu ihnen passte, das ihnen ähnelte und das ihnen Würde und Stolz verlieh. 

Ohne es zu wissen, begannen meine Eltern so, die Regeln der Geografin Sylvie Brunel im Alltag anzuwenden: 

RESPEKT vor den Menschen, die arbeiten, um uns zu ernähren,   

ANERKENNUNG ihrer Anstrengungen,   

TREFFEN zwischen der ländlichen und der städtischen Welt,   

Angemessene VERGÜTUNG für die geleisteten Dienste,   

VERANTWORTUNG des Verbrauchers.  

Was diesen letzten Punkt betrifft, so wird oft gesagt, dass der Kunde König ist; in Wahrheit wird alles getan, um seine Wahl zu lenken und seine Gewohnheiten nach den Wünschen der Akteure des Agrar- und Lebensmittelmarktes zu gestalten.  

Wenn wir uns zum Beispiel angewöhnen, saubere Kartoffeln zu kaufen, zwingen wir die Erzeuger unwissentlich dazu, sie chemisch zu behandeln, um ihre Schale zu stärken, damit sie gewaschen, sortiert und unbeschadet transportiert werden können; wir sind es auch, die den Einsatz von Keimhemmungsmitteln vorschreiben, weil wir niemals Knollen kaufen würden, die von Pflanzen bedeckt sind.

Wir sind es auch, die, getrieben von einer außergewöhnlichen Werbeaktion, mitten im Winter Tomaten essen möchten und so die Erzeuger zwingen, widerstandsfähige Pflanzen zu erwerben, sie in beheizten Gewächshäusern und in Hors-sol-erde aus sri-lankischen Kokosfasern anzubauen und diese Pflanzen tröpfchenweise mit Wasser, Phosphor, Phosphat und Spurenelementen zu versorgen. Wir sind es, die Tomaten ohne Geschmack und Nährwerte konsumieren

Schließlich sind wir es, die durch den Kauf von perfekten, mittelgroßen, schorf- und fehlerfreien Äpfeln indirekt drei Viertel der Ernte des Landwirts deklassieren; wir, die den Einsatz von etwa 30 chemischen Molekülen erzwingen, um ebenso ästhetische wie widerstandsfähige Früchte zu erhalten; wir, die die Erzeuger zwingen, vor dem Pflücken zu spritzen, um die Früchte zu härten, zu früh zu pflücken und die Ernte in Kühlräumen aufzubewahren, um die Reifung zu verhindern…  

Wir sitzen alle im selben Boot: Landwirte und Verbraucher, von der Heugabel bis zur Gabel. Eine Entscheidung, die den einen betrifft, wirkt sich zwangsläufig auch auf den anderen aus; wir sollten besser gemeinsam in die Zukunft blicken.  

Dazu müsste die Landwirtschaft wieder eine Stimme, ein Gesicht und einen Körper bekommen, sie müsste sich die Zeit nehmen und die Mittel finden, um von sich zu erzählen, sie müsste lernen, wie man das tut. Es nützt heute nichts mehr, alarmierende Zahlen (in der Schweiz verschwinden jeden Tag drei Betriebe) und defätistische Prozentsätze (die Landwirtschaft betrifft nur noch 1,7 % der Bevölkerung) aneinanderzureihen. Man muss wieder Emotionen, Dialog und Begegnung in die Debatte einbringen. 

Umgekehrt sollte die städtische Bevölkerung weniger Youtube-Anleitungen über Agrarökologie anschauen, die ländlichen Gebiete erkunden, ihre Komfortzone verlassen und die Peripherie nicht nur als Erholungsgebiet und Ruhezone betrachten. Sie würde diejenigen, die die Landschaft gestalten und sie noch lesen können (etymologisch kommt “Bauer” von “Mitbürger”, “Nachbar”), ansprechen und sie fragen: 

– Bitte erzählen Sie mir von Ihrem Beruf. 

Leider ist die Ernährung kein wichtiges und alltägliches Thema mehr; man macht sich mehr Gedanken über Schlankheitsdiäten als über die Ernährungssicherheit. Die letzten Hungersnöte in der Schweiz liegen zwei Jahrhunderte zurück – im “Jahr ohne Sommer” 1816, als das Weltklima durch den Ausbruch eines indonesischen Vulkans aus dem Gleichgewicht geriet -, die Überlebenden sind längst tot und ihre Albträume können uns nicht mehr erreichen.  

Lebensmittel zu finden, sie aufzubewahren und zu kochen, nimmt nur wenige Minuten unseres Alltags in Anspruch; man bestellt online Lebensmittel, die vor die Tür gestellt werden. Einmal alle zwei Wochen parkt man in einer Tiefgarage und füllt einen Einkaufswagen, einen Kühlschrank: Der Vorgang dauert weniger als zwei Stunden. 

Das Budget für Lebensmittel hat sich ähnlich entwickelt und macht nur noch 7 % der Ausgaben eines Haushalts aus (in der Schweiz im Jahr 2023). Ein Klacks im Vergleich zu den Summen, die für Hobbys, Urlaub und Ausgehen ausgegeben werden. Dieser geringe Prozentsatz erklärt, warum so viele Gemüsegärten aus der Umgebung von Bauernhöfen verschwunden sind: Die günstigen Preise in den Supermärkten machen diese Aktivitäten hinfällig. Auf den Balkonen der Stadtbewohner finden sich hingegen immer mehr davon, die weniger auf Autonomie abzielen als auf einen ersten Schritt zurück zur Erde, eine Art Hobbyfarming.  

Um die Ernährung wieder in den Mittelpunkt zu rücken, müsste zunächst der Geschmack des Verbrauchers, sein Wissen über die Produkte und seine Fähigkeiten, sie zu kochen, umerzogen werden. 

Wenn er sich entschließen würde, nur lokale und saisonale Produkte zu kaufen, wenn er sich entschließen würde, alle Teile eines Tieres zu essen, wenn er zugesetzten Zucker, Emulgatoren und andere Zusatzstoffe verurteilen würde, wenn er damit einverstanden wäre, ein bisschen mehr zu bezahlen, würde das Angebot in den Geschäften sofort auf den Kopf gestellt werden, ohne dass der Staat, die großen Einzelhandelsunternehmen oder die multinationalen Agrarkonzerne ein Mitspracherecht hätten. 

Innerhalb weniger Jahre würde sich die Produktion wie durch ein Wunder an die Wünsche eines aufmerksamen Verbrauchers anpassen. 

Der Staat könnte diesen Prozess beschleunigen, indem er sich von einer ausschließlich marktwirtschaftlichen Agrarverwaltung verabschiedet, seine “Agrarpolitik” durch eine “Ernährungspolitik” ersetzt und so die Nahrungsmittelproduktion wieder in den Mittelpunkt stellt, indem er versucht, einerseits den Verbrauchern gute Produkte und andererseits den Bauern ein gerechtes Einkommen zu sichern. 

Während der Coronavirus-Pandemie war es so erschütternd, dass der Bundesrat alle Freiluftmärkte schloss und den Zugang zu großen Supermärkten erlaubte. Das war der Beweis einer starken politischen Unterstützung für ein konsumorientiertes System, der Höhepunkt eines halben Jahrhunderts agroindustrieller Hegemonie über die Lebensmittelversorgung.  

Die Erde, die Pflanzen und die Tiere sind keine Industrie wie jede andere. Die Produktion von Lebensmitteln sollte nicht denselben Kriterien gehorchen wie die Herstellung von Gadgets. Es handelt sich nicht um einen Beruf für Finanzfachleute, Kommunikatoren oder Ingenieure

Die Landwirtschaft ist der letzte Sektor, der sich in die Industriegesellschaft integriert hat; hoffentlich wird sie vielleicht der erste sein, der sich davon befreit. 

  1. Blaise Hofmann Schweizer Schriftsteller und Winzer, 1978 in Morges geboren, Autor u. a. von Estive (Prix Nicolas Bouvier 2008 beim Festival des Étonnants voyageurs in Saint Malo) und Die Kuh im Dorf lassen (Atlantis Literatur, 2024).  ↩︎

Sapocycle stoppt die Seifen-verschwendung in der Hotellerie

Wenn man nur die Duschen in den Schweizer Hotels unter die Lupe nehmen würde, könnte man fast glauben, dass die Branche den Sprung in eine enkeltaugliche Zukunft geschafft hat.

Denn wo noch vor wenigen Jahren hauptsächlich kleine 50ml Pflegeprodukte dem Gast in den Duschen angeboten wurden, so findet man heute vielerorts grosse Refillspender für Shampoos und Showergels. Eine erfreuliche Entwicklung !  …… und trotzdem der Schein trügt.

Nach wie vor bieten viele 4- und 5-Sternehotels ihren Gästen als Alternative Seifen zum Händewaschen an oder kleine Pflegeprodukte zum Ausprobieren. Diese Produkte landen dann halbverbraucht in grossen Mengen im Abfall. Nicht nur die Verpackung geht bei der thermischen Verwertung unwiderruflich verloren, sondern auch die Überschüssigen Pflegeinhalte selbst. Für einen Hotelbetrieb sind solche Abfälle doppelt ärgerlich. Einerseits bezahlen sie viel Geld für diese Produkte, die nicht selten mit dem Logo des Hotels versehen sind und eigentlich dafür gedacht wären, dass der Gast diese mit nach Hause nimmt und sich so auch noch nach dem Aufenthalt an das Hotel erinnert. Andererseits summiert sich das Gewicht der zu entsorgenden Hart- und Flüssigseifen und die Abfallmengen und Entsorgungskosten werden zusätzlich erhöht.

Aber seit der Gründung der Schweizer Fondation SapoCycle im Jahr 2014 gibt es eine Alternative zur Verschwendung:

Hotels haben die Möglichkeit ihre Hartseifen separat zu sammeln und abholen zu lassen. Auf direktem Weg gelangen die Seifen anschliessend in eine Recyclingwerkstätte in Basel, wo sie aufbereitet und neue hygienische Seifen daraus hergestellt werden, die an Menschen in Not in der Schweiz und ausserhalb verschenkt werden. Doch damit nicht genug: seit 2022 hat Sapocycle mit der Wiederaufbereitung von Flüssigseifen einen weiteren Meilenstein erreicht. So können ab sofort auch Flüssigseifen an Sapocycle abgegeben werden. Die Inhalte werden ebenfalls verarbeitet, die leeren Verpackungen werden dem Recycling zugeführt und die aufbereiteten Flüssigseifen werden in Flaschen umgefüllt und ebenfalls an Bedürftige abgegeben. Bei der Abgabe der Produkte achtet Sapocycle ausserdem darauf, dass die Flüssigseifen nur in Ländern verteilt werden, die ein Recycling der Verpackungen gewährleisten können.

Ein von A-Z durchdachtes Projekt, dass die Kreislaufwirtschaft fördert und die Verschwendung reduziert. Aber nicht nur auf ökologischer Ebene überzeugt das Projekt, sondern auch auf sozialer. So findet das Recycling der Seifen in Zusammenarbeit mit einer sozialen Institution statt, die Menschen mit Behinderung beschäftigt und die Abgabe der Seifen an Menschen in Armut hilft die Gesundheit und Hygieneverhältnisse in Entwicklungsländern laufend zu verbessern.

Das Projekt von Sapocycle ist eine Erfolgsgeschichte und die Zahlen sprechen für sich. So wurden in der Schweiz und in Frankreich bis heute aus 41‘000kg Hartseifen, 278‘000 neue Seifen hergestellt und aus 5‘500kg Flüssigseife wurden bereits 2‘120 Liter neue Seife hergestellt und wieder abgegeben. Alles in allem konnte so 85‘000kg CO2 eingespart werden. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich durch die teilnehmenden Hotelbetriebe, die je nach Betriebsgrösse einen bestimmten Jahresbetrag für das Abholen der Seifen bezahlen. Unter dem Strich ist klar, dass die Teilnahme am Projekt teurer ist, als das Entsorgen der Seifen über den Restmüll. Jedoch gibt es bis heute nur wenige Projekte wie Sapocycle, die auf ökologischer, sozialer und humanitärer Ebene einen so wertvollen Beitrag leisten.

savon

Veganes Leder – eine gute Idee?

Grüne Alternativen zu Lederprodukten 

Leder ist atmungsaktiv, langlebig und relativ undurchlässig für Wasser. Doch die tierische Herkunft – Leder ist die Haut von Rindern, Eseln oder Schweinen – gefällt nicht jedem. Auch aus ökologischer Sicht sind Alternativen gewünscht. Heutzutage gibt es unzählige vegane Alternativen. 

Damit wir schicke Lederjacken oder Lederschuhe tragen können, muss ein Tier sterben. Während wir vor Hunderten von Jahren erst wenige Tiere dafür benötigten – und dann aber auch das ganze Tier komplett verwertet haben –, ist das heute anders.  

Die Rinderhaltung ist weltweit in der Kritik, denn sie verbraucht enorm viele Rohstoffe und Wasser. Veganer lehnen zudem Produkte tierischen Ursprungs ab – auch Leder.  

Doch Alternativen zum Leder existieren nicht erst seit heute.

Bereits im 19. Jahrhundert gab es den Pressstoff, ein Leder-Ersatz-Stoff aus in besonderer Weise geschichtetem und behandeltem Zellstoff. Pressstoff war dauerhaft und gut für den Gebrauch anstelle von Leder einsetzbar, allerdings neigte er bei Nässe zu Zerfall. Für Schuhe oder den Einsatz im Regen war er nicht geeignet.  

Mitte des 20. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen des Plastiks, entstanden dann auch die PVC-basierten Kunstleder. Die Vorteile waren schnell klar: Kunstleder sind günstig, der Herstellungsprozess ist erheblich kürzer, die Qualität bleibt immer gleich und es braucht keine Flächen für die Tierhaltung. 

Moderne Kunstleder werden inzwischen statt mit PVC mit Polyurethan beschichtet. Um dem Material mehr Komfort zu verleihen, wird es zudem chemisch aufgeschäumt. Dadurch ist das fertige Kunstleder später nachgiebiger und weicher.  


Aus Sicht der Veganer ein ideales Produkt.  


Ökologisch gesehen sind Kunstleder aus Kunststoff problematisch – denn der Kunststoff ist einerseits ein Erdöl-Produkt und andererseits nicht abbaubar. Zwar bestehen heute einige Kunstleder aus recyceltem Material, dennoch ist es ein Material, welches nicht aus der Umwelt verschwindet.  

Mit dem Aufkommen des Veganismus kam auch schon bald der Begriff «Veganes Leder» auf. Dieser zielt natürlich in erster Linie auf die Tierschützer unter den Konsumenten, doch der Begriff ist nicht ganz korrekt, denn oftmals braucht es auch für Kunstleder Chemie oder Klebstoffe und Weichmacher, die allenfalls tierische Bestandteile aufweisen könnten. 

Die Auswahl an künstlichen Leder-Alternativen heute ist aber riesig.

Neben den bereits erwähnten Kunstledern aus Kunststoffen gibt es auch Alternativen auf pflanzlicher Basis – zum Beispiel aus Früchten oder Blättern

Am bekanntesten ist sicherlich das Piñatex, Leder aus den Fasern der Blätter der Ananaspalme. Die Blätter sind ein Nebenprodukt der Ananasherstellung, somit ist der ökologische Fussabdruck bei Ananasleder sehr klein und das Leder sehr robust.  

Eine weitere Alternative ist das Leder aus Teakblättern. Für die Herstellung werden Teakblätter per Hand gesammelt, getrocknet und mit Baumwolle vernäht. Bei der Verarbeitung bleibt die Struktur der Blätter erhalten, wodurch jedes Produkt ein absolutes Unikat ist.  

Mittlerweile gibt es aber auch noch weitere Frucht-Leder, zum Beispiel aus Mango-, Apfel-, Gurken- und Bananenfasern. Hierzulande kommen gerade Produkte aus Apfelleder vermehrt auf den Markt, doch auch diese pflanzen- und blattbasierten Alternativen sind ebenfalls mit Kunststoff vermischt oder beschichtet, um ein lederähnliches Feeling zu erreichen. Auch die neueste Alternative, das Papierleder SnapPap, kommt noch nicht ohne Kunststoff aus. Es wird aus einer Mischung aus Papier (Zellulose) und Kunststoff (Latex) gewonnen und ist absolut reissfest und waschbar. Ähnlich ist es auch bei den Alternativen aus Weintrauben, Kakteen, Kork, Kombucha oder Fimo.  

Anders sieht das bei Leder aus Pilzen aus, auch Trama genannt. Für die Herstellung werden kleine Stücke von Pilzwurzeln des Zunderschwamms mit Maisresten, Sägespänen oder Hanffasern durchzogen; das macht es sehr strapazierfähig, atmungsaktiv, flexibel und sogar biologisch abbaubar.  .

Während die Leder-Alternativen sicherlich ökologischer sind als die herkömmlichen Leder aus Tierhäuten, sind diese aber noch bei Weitem nicht perfekt. Die nachhaltigste Variante ist es, Textil- und Leder-Produkte so lange wie möglich zu verwenden und nicht jede Saison auszutauschen. 

Digitale Transformation und Zero Waste

Wer seinen Abfall reduzieren will, kommt schnell auf die Idee, digital zu arbeiten: Online-Rechnungsstellung, Speicherung von Kochrezepten in einer Cloud, etc.

Auch hier gelten die Regeln der 5R-Methode; vorallem “Refuse” und “Reduce” sind wichtig. Es ist uns nicht so richtig bewusst, aber unser digitales “Leben” hat auch grosse Auswirkungen auf die Umwelt. Da ist nicht nur der effektive Energieverbrauch, sondern auch die “graue Energie”, die in unseren Geräten steckt (Verwendung von seltenen Erden, Herstellung, Transport, usw.).

Alle Dokumente in eine Cloud zu stellen, die Mail-Signatur mit einem Bild zu versehen, unnötige Newsletter zu abonnieren: all das kostet Energie. Es gibt aber Möglichkeiten, sich zu verbessern.

Tipps und Tricks

Für E-Mails

  • Versenden von E-Mails im Textformat (12x weniger Datenvolumen).
  • Bei Mails im HTML-Format: Bilder und Stylesheets nicht einfügen, sondern dem Empfänger die Möglichkeit lassen, sie herunterzuladen.
  • Spamfilter konfigurieren.
  • Posteingang leeren – unnötige Nachrichten vom Server löschen (Papierkorb, gesendete Nachrichten usw.) und wichtige Nachrichten und Anhänge auf einer Festplatte speichern.
  • Newsletter abbestellen – Ja, alle, die man nie liest! Es gibt mehrere kostenlose Tools, die uns dabei helfen: z.B. unroll.me oder Cleanfox.
  • Mail-Service verwenden, der die Privatsphäre respektiert – Anbieter wie Protonmail oder Newmanity sammeln keine Daten für kommerzielle Zwecke.
  • Mailverkehr einschränken – Sich fragen, ob man eine Information mündlich übermitteln kann und wer diese Information wirklich braucht, bevor man eine Mail an das gesamte Büro sendet. Jeder Empfänger bedeutet zusätzlichen Stromverbrauch.
  • Einfache Signatur verwenden – Mail-Signaturen mit Bild vermeiden.
  • Weniger Anhänge versenden – stattdessen einen USB-Stick verwenden, der weniger Energie verbraucht als Anhänge. Falls es eine gemeinsame Ablage gibt, besser den Pfad für den Zugriff auf das Dokument versenden.

Für die Websuche

Eine durchschnittliche Google-Suche verbraucht so viel Strom wie eine 100-W-Glühbirne, die für 1 Stunde eingeschaltet ist (dabei sind alle Geräte berücksichtigt, die laufen müssen, um eine Ergebnisseite zu generieren).

Wir müssen daher unsere Suche effizienter gestalten und einen geeigneten Browser verwenden. Die Leistung der unterschiedlichen Browser ist auf der Website www.vergleich.org/browser ersichtlich. Chrome und Firefox haben derzeit die beste Performance.

Heute werden täglich 269 Milliarden E-Mails (Non-Spam) über das Internet versendet. Wäre das Internet ein eigenständiges Land, es wäre der fünftgrösste Stromverbraucher der Welt.

Tipps, um die Suche effizienter zu gestalten

  • Suchmaschinen möglichst vermeiden: direkt zur richtigen Webseite gehen – die Favoritenliste verwenden, um unnötige Suchanfragen zu vermeiden. Wenn man die URL der Website kennt, diese direkt in der Adressleiste vom Browser eingeben.
  • Eindeutige & spezifische Begriffe verwenden.
  • Anführungszeichen für Wörterkombinationen und genaue Sätze verwenden – Beispiel: um nach dem Verein ZeroWaste Switzerland zu suchen, „ZeroWaste Switzerland“ schreiben.
  • Suche verfeinern – das Zeichen „-“ verwenden, um Suchresultate einzuschränken à Beispiel: um nach Zero Waste ohne ZeroWaste Switzerland zu suchen, „Zero Waste“ -ZeroWaste Switzerland“ schreiben.
  • Abgrenzer verwenden – etwa Film:/ Musik:/ Dateityp:/ inurl:/ site:/ title: / allintitle:/ related:/ à Beispiel: um nach einem Film über Zero Waste zu suchen, „film:/ zero waste“ schreiben.
  • Erweiterte Suche von der Suchmaschine verwenden, um die Suchergebnisse zu verfeinern.
  • Nachhaltige Suchmaschinen bevorzugen – zum Beispiel Ecosia (pflanzt dank Werbeeinnahmen Bäume), Goodsearch (eine humanitäre Suchmaschine) oder Ecogine (spendet alle ihre Forschungseinnahmen an Umweltverbände).
  • Lang lebe das Schwarz! – die Bildschirmhelligkeit verringern und schwarze Suchmaschinen verwenden wie Blackle oder Ecofree, um den Stromverbrauch des Bildschirms zu reduzieren.
  • Werbung blockieren – Auch Internetwerbung verbraucht Energie: deshalb Werbeblocker wie Adblock oder Ghostery

Speicherung auf Servern

  • Den Cloud-Speicher reduzieren – Sicherlich ist eine Cloud sehr praktisch, aber irgendwo auf der Welt speichert ein echter Server (und wahrscheinlich mehrere Server mit Kopien) die Informationen und verbraucht viel Energie für Strom und Serverkühlung (die Temperatur der Server soll konstant auf 20°C reguliert werden).

Für Computer

  • Den Computer länger halten – 6 Jahre oder mehr.
  • Zertifizierte Produkte bevorzugen (insbesondere EPEAT).
  • Wenn möglich Second Hand kaufen, bspw. bei smiples.
  • Kaputte Geräte richtig entsorgen (Sammlung, Recycling, Wiederverwendung).
  • Einen schwarzen Bildschirmschoner verwenden.
  • Die Bildschirmhelligkeit reduzieren (schont die Batterie).
  • Eine Mehrfachsteckdose mit separatem Schalter für Peripheriegeräte nutzen.

Drucken

Übermässiger Gebrauch von Tinte und Papier belastet die Umwelt. 14% der Ausdrucke werden nie gelesen, 25% werden innerhalb von 5 Minuten nach dem Druck weggeworfen. 38% des Druckvolumens werden durch E-Mails generiert.

In Europa verwenden wir 4x mehr Papier als der Weltdurchschnitt! 92% des Energieverbrauchs für Drucker entstehen im Standby-Modus.

Drucktipps

  • Recyclingpapier verwenden – Das braucht 3x weniger Wasser und Energie, und verursacht 25x weniger chemische Belastungen. Jede Tonne Recyclingpapier rettet 17 Bäume, spart 26‘500 L Wasser und 4‘100 kWh.
  • Zertifizierte Produkte bevorzugen – zum Beispiel Blauer Engel, EPEAT für Hardware, FSC, (noch besser: Nachfüllsysteme für Toner und Tinten).
  • Ausdrucke in Auftrag geben.
  • Einen Druckerservice mieten (Kampf gegen programmierte Obsoleszenz).
  • Netzwerkdrucker verwenden anstelle von mehreren Einzelgeräten.
  • Multifunktionale Drucker installieren anstelle von mehreren Einzelgeräten.
  • Codes oder Badges verwenden, mit denen Mitarbeiter ihre Ausdrucke abholen müssen.
  • Im Entwurfsmodus drucken, beidseitig.
  • Schriften mit geringem Tintenverbrauch
  • Online-Inhalte für den Druck optimieren (Entfernung von Bannern mit Bildern, usw.)
  • Auditsoftware und Optimierungsvorkehrungen nutzen (Doxense WatchDoc).
  • Solide Druckfarben

Mobiltelefone und Tablets

Tipps

  • Die Bildschirmhelligkeit reduzieren (der Bildschirm braucht am meisten Strom).
  • Wi-Fi und Bluetooth deaktivieren, wenn man sie nicht benötigt (Stromverbrauch reduzieren).
  • Animierte Hintergrundbilder meiden.
  • Unnötige Apps schliessen.
  • App «Energiesparen» installieren.
  • Eine längere Akkulaufzeit fördern. Bei Lithium-Ionen-Akkus wird empfohlen, das Gerät regelmässig zu laden, um eine vollständige Ladung zu vermeiden, die die Alterung der Batterie beschleunigt. Darüber hinaus ist es ratsam, das Gerät nicht zu hohen Temperaturen auszusetzen (Gerät in direktem Sonnenlicht), um die Kapazität der Batterie zu schützen.
  • Push-Nachrichten unterdrücken – das Handy verbindet sich permanent mit verschiedenen Servern, um E-Mails, Facebook-Benachrichtigungen usw. abzurufen. Man kann diese Einstellungen ändern, sodass Server z.B. nur stündlich oder sogar manuell überprüft werden müssen. Dasselbe gilt für die Cloud. Klar ist, je weniger Daten man überträgt, desto länger hält das Akku.
  • Die Kamera sparsam verwenden, auch die HD verbraucht viel Energie

Quellen

  • Umweltbilanz: Earth Overshoot Day, footprintnetwork.org
  • Globale Erwärmung: COP21
  • Bevölkerungswachstum – Wasser: pranasustainablewater.ch
  • Verschwinden der natürlichen Ressource: Living Planet, report 2016
  • Blut auf unseren Handys: enquête Action de Carême et Pain pour le prochain
  • Geplante Obsoleszen: Sendung von ABE (französisch)
  • Energiekosten: www.greenit.fr
  • Neue Trends: More Data, Less Energy – Maria van der Hoeven
  • Die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDG): www.sdg.org
  • Global Reporting Initiative
  • Norme ISO 14040 : Ökobilanz
  • Ökobilanz: pre-sustainability.com, www.quantis-intl.com, www.codde.fr
  • Kreislaufwirtschaft : itopie.ch, cradletocradle, ecofina, jobEco
  • Abfall: International Telecommunication Union
  • Abfall in der Schweiz: Sendung TTC: „réparer c’est moins cher“
  • Abfall: Where are we in Africa?
  • Ecolabels : Epeat, ecoprofits, SwissClimate, Carbon Neutral
  • Software Ökodesign: Quick&Dirty Operating system
  • Open Source Software & Nachhaltigkeit: ll-dd.ch (auf Französisch)
  • Ecoconception Web: GTmetrix, ecoIndex.fr, webenergyarchive.com.ourssite.com
  • Arbeitsplatz, gute Praktiken: Microsoft Windows Forum
  • Drucken : ecofont
  • DataCenter : the green grid
  • Mobile Phones & Tablets : phonandroid.com, les impacts du smartphone
  • Fairphone : vimeo.com/107812653, www.fairphone.com
  • Die Wahl des Browsers: lesnumeriques.com/appli-logiciel (auf Französisch)

Die Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft erscheint zunehmend als glaubwürdige Alternative zum derzeitigen Wirtschaftsmodell und gibt Hoffnung für die Bewältigung der Klimakrise. Sie strebt einen tiefgreifenden Mentalitätswechsel in der Art und Weise, wie Waren und Konsumgüter produziert werden, an. Gleichzeitig wird die Kreislaufwirtschaft als weniger radikal als Degrowth angesehen, und könnte daher viele Unternehmen überzeugen, die neben den ökologischen Vorteilen, die sie mit sich bringt, auch eine Chance sehen, sich von der Masse abzuheben.

Wie ist dieses Konzept zu verstehen? Ist es eine Lösung, mit der man beim ökologischen Wandel einen echten Unterschied machen kann? Wie verbindet es sich mit dem Zero Waste-Ansatz? Viele Hoffnungen werden auf jeden Fall in diesen Ansatz gesetzt, den wir hier aufschlüsseln.

Ausbruch aus dem vorherrschenden Modell 

Unsere Wirtschaft beruht weitgehend auf dem Modell der linearen Produktion. Es basiert auf der Illusion, dass die Ressourcen unbegrenzt sind, und bildete den Rahmen, in dem die “Trente Glorieuses” und der daraus resultierende materielle Wohlstand entstehen konnten. So wurde die Produktion materieller Güter jahrzehntelang als ein Vorgang betrachtet, der lediglich aus Gewinnung, Herstellung, Nutzung und Entsorgung besteht. Die heutige Produktion der meisten materiellen Güter funktioniert noch immer nach dieser Logik. Unternehmen entnehmen der Erde Mineralien, Metalle, Biomasse und fossile Brennstoffe, verarbeiten sie zu Industrieprodukten und verkaufen sie an Verbraucher, die sie früher oder später entsorgen.

Wir wissen heute, dass dieses Modell – wenn man Produktion und Konsum als zwei Seiten derselben Münze sieht – die Zukunft unseres Planeten ernsthaft bedroht und das natürliche Gleichgewicht, das die Erde beherrscht, zunehmend unhaltbar belastet. Ein Konzept hilft uns, dies zu verstehen. Es handelt sich um die planetaren Grenzen, wie sie 2009 von einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern festgelegt wurden. Diese Grenzen sind Schwellenwerte, bei deren Überschreitung die Gefahr besteht, dass die Erde in einen Zustand kritischer Instabilität gerät. Es gibt neun solcher Grenzwerte: Klimawandel (CO2-Konzentration in der Atmosphäre), Einführung neuer Stoffe in die Umwelt (synthetische Moleküle, Nanopartikel), Erosion der Artenvielfalt, Störung der Stickstoff- und Phosphorzyklen (Landwirtschaft, Viehzucht), Veränderung der Landnutzung (Entwaldung), Versäuerung der Ozeane, globaler Süßwasserverbrauch, Abbau der Ozonschicht und Konzentration atmosphärischer Aerosole (Feinstaub).

Sechs dieser Grenzen sind schätzungsweise heute bereits überschritten1, und zwar aufgrund unseres Lebensstils, der gleichbedeutend ist mit übermäßigem Konsum, Übernutzung, Überproduktion… Es ist also dringend notwendig, das Modell zu ändern.

Eine glaubwürdige Alternative, die sich an der Natur orientiert.

Die Kreislaufwirtschaft beschreibt eine Art der Güterproduktion, die sich an der Funktionsweise natürlicher Ökosysteme orientiert, in denen nichts verloren geht, da die Bestandteile des Lebens (Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasser, Stickstoff, Phosphor) ständig wiederverwertet werden. Sie beruht auf Regeneration. “Es gibt keinen Reichtum außer dem Leben”, so formulierte es bereits der englische Schriftsteller John Ruskin2 (1860) in einem seiner Werke, für den die von der Sonne gespeiste Regenerationskraft des Lebens die einzige Form von Reichtum ist, die über die Zeit hinweg bestehen bleibt. Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft wurde vereinfacht, indem man lernte, Materie und Energie so weit wie möglich wiederzuverwenden, so wie es unsere Grosseltern schon machten.

Nur 13% der Produkte, die in der Schweiz konsumieret werden, sind aus recycelten Materialien hergestellt und unser Land hat die höchste Pro-Kopf-Abfallmenge. Es werden immer noch zu viele Ressourcen verschwendet und die Kreislaufwirtschaft wird zu oft nur unter dem Gesichtspunkt des Abfallrecyclings betrachtet, während andere Prinzipien wie Renovation, Reparatur, Wiederverwendung oder Teilen vernachlässigt werden. 

Recycling allein wird nicht ausreichen. Um dies zu verdeutlichen, sei darauf hingewiesen, dass die Wachstumsrate des Ressourcenverbrauchs die Zirkularität einer Wirtschaft bestimmt. Verschiedene Materialien werden erst nach einer “Verweildauer” in der Wirtschaft recycelt, die von Produkt zu Produkt variiert, aber mehrere Jahrzehnte betragen kann. Bei einer jährlichen Wachstumsrate von über 1% (wie in der Schweiz) macht der Anteil des recycelten Materials zum Zeitpunkt seiner Wiederverwendung nur einen relativ geringen Teil des verbrauchten Materials aus.

Daher ist es notwendig, das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu schärfen, um eine Verhaltensänderung einzuleiten. Die amerikanische NGO Global Footprint Network schlägt in diesem Sinne einen Indikator vor, den Earth Overshoot Day, der das Datum des Jahres berechnet, ab dem die Menschheit alle erneuerbaren Ressourcen verbraucht hat die der Planet in einem Jahr produzieren kann und um die produzierten Abfälle, darunter CO2, zu absorbieren. Nach Schätzungen der NGO hat die Schweiz diesen symbolischen Tag am 13. Mai 2023 erreicht und lebt seit diesem Tag auf Kredit. Wenn alle Menschen auf der Welt so viel verbrauchen würden wie die Menschen in der Schweiz, wäre bereits alles verbraucht, was die Ökosysteme unseres Planeten in einem ganzen Jahr erneuern können.

Eine Chance für KMU

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft kann auf zwei Ebenen erfolgen: durch politische Begleitung über die Einführung von Regeln und/oder Anreizen, mit denen die Rahmenbedingungen gesetzt werden. Dies tut der Bund bereits – wenn auch in bescheidenem Umfang – mit Verbänden wie Circular Economy Switzerland, der Regionalentwicklungsplattform regiosuisse oder Reffnet, einem vom Bund unterstützten Schweizer Netzwerk für Ressourceneffizienz.

Auch das Parlament hat sich mit dem Thema befasst. Der Nationalrat hat im Mai 2023 den Entwurf zur Revision des Umweltschutzgesetzes (USG) angenommen. Diese Revision enthält mehrere Bestimmungen, die die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz fördern sollen. Sie sieht auch vor, die geplante Obsoleszenz zu bekämpfen, indem Anforderungen an die Lebensdauer und die Reparierbarkeit von Produkten gestellt werden. Die Initiative sieht ausserdem vor, dass der Bausektor das Recycling von Ressourcen verbessert. Bevor die Vorlage in Kraft treten kann, muss sie noch vom Ständerat abgesegnet werden. 

ZeroWaste Switzerland ist Teil der Bewegung:

Die zweite Handlungsebene liegt bei den KMU selbst, da diese die Mehrheit des Schweizer Wirtschaftsgefüges ausmachen. Es ist wichtig, Wege zu finden, um sie dazu zu anzuregen, sich in diese Richtung zu bewegen. Diese Aufgabe hat sich die Fabrique Circulaire gestellt, eine von dss+4 in Genf gegründete Plattform, die darauf abzielt, KMU bei ihrem Transformationsprozess zu begleiten. Zu diesem Zweck hat sie im Jahr 2021 ein Begleitprogramm im Kanton Genf gestartet. Rund 15 Unternehmen wurden ausgewählt, deren Branchen vom Baugewerbe über die verarbeitende Industrie bis hin zur Lebensmittel-, Energie- und Dienstleistungsbranche reichen. Diese Unternehmen wurden 18 Monate lang intensiv bei der Umsetzung von operativen Projekten der Kreislaufwirtschaft begleitet. Die gleiche Initiative wurde 2023 im Kanton Waadt gestartet. Das erhoffte Ziel ist ein Schneeballeffekt auf andere KMU. “Die Unternehmen engagieren sich für die Umwelt, aber auch, weil die Kosten der Untätigkeit vor dem Hintergrund der Knappheit an fossilen Energien und Rohstoffen zu hoch werden. Viele Akteure werden, wenn sie nichts tun, in fünf Jahren nicht mehr existieren”, analysiert Charlotte Jacquot, die Leiterin des Programms3

Ein notwendiger Mentalitätswandel

Um sich durchzusetzen, muss sich die Kreislaufwirtschaft auf einen tiefgreifenden Mentalitätswandel stützen können.   

Sie muss den gesamten Lebenszyklus von Materialien und Produkten abdecken: Abbau, Design, Produktion, Vertrieb, weitere Nutzung und schliesslich Recycling. Ausserdem muss sie sich auf Materialien verlassen können, die getrennt gesammelt und recycelt werden, um hochwertige Sekundärstoffe wie PET oder Aluminium zu erzeugen, die dann vermarktet und für die Herstellung neuer Güter verwendet werden können. Dies bedeutet, dass Schadstoffe beim Sammeln und Recyceln entfernt und aus dem Stoffkreislauf entfernt werden. So können Primärrohstoffe im Produktionsprozess durch Sekundärrohstoffe ersetzt werden, die aus dem Recycling und der Verarbeitung anderer Rohstoffe stammen. 

Schon im Vorfeld bei den Herstellern darauf hinzuwirken, dass bei der Produktion möglichst viele natürliche Ressourcen geschont werden, ist nicht einfach. Dies wird als Ökodesign bezeichnet. Produkte sollen so gestaltet werden, dass sie weniger Material benötigen, durch Wiederverwertung oder Reparatur eine längere Lebensdauer haben oder recycelbar sind.

Die Cradle to Cradle (C2C)-Methode (von der Wiege zur Wiege) ist der Vision der Kreislaufwirtschaft sehr ähnlich, aber spezifischer (die Kreislaufwirtschaft ist systemischer und Teil eines umfassenden Umdenkens in Bezug auf Wirtschafts- und Industriemodelle). Sie wurde Anfang der 2000er Jahre von zwei Wissenschaftlern4 entwickelt und zielt darauf ab, nachhaltige Produkte und Systeme zu schaffen, indem sie sich von natürlichen Prozessen inspirieren lässt, die Kreislauffähigkeit von Materialien fördert und den Schwerpunkt auf Sicherheit und Regeneration legt. Sie wird von einer Zertifizierung begleitet, die garantiert, dass ein C2C-Produkt recycelbar ist und keine schädlichen Rohstoffe enthält. Beispiele für C2C-zertifizierte Produkte finden sich in der Papier-, Tinten- und Verpackungsindustrie (wiederverwendbare Behälter).

Zero Waste und Kreislaufwirtschaft

Der Zero Waste-Ansatz – in der Form wie er von ZeroWaste Switzerland vertreten wird – ist ein komplementärer Ansatz zur Kreislaufwirtschaft. Er trägt dazu bei, ein positives Signal an veränderungswillige Unternehmen zu senden. Indem er sagt, dass man eine Konsumweise anwenden sollte, die Abfall beseitigt, bereitet sie den Weg für ein System, das auf mehr Zirkularität beruht.

Letztendlich unterscheiden sie sich zwar im Ziel – die Kreislaufwirtschaft versucht in erster Linie, die vorgelagerte Produktionskette zu beeinflussen, während der Zero Waste-Ansatz auf die Verbraucher abzielt -, aber beide arbeiten auf das gleiche Ziel hin: die Rückkehr zu Bedingungen, die die Zukunft unseres Planeten und seiner Bewohner sichern und die Einhaltung der planetaren Grenzen gewährleisten. 

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass eine hundertprozentige Kreislaufwirtschaft eine Utopie ist, genauso wie das Streben nach dem Perpetuum mobile in der Physik seinerzeit eine Utopie war. Kein industrieller Kreislauf kann seine Materialien zu 100 % zurückgewinnen und wiederverwenden. Die Zeit wirkt sich auf alle Materialien aus, sowohl auf organische als auch auf hergestellte, und hinterlässt ihre Spuren auf Metallen (Korrosion), Kunststoffen (Zersetzung) usw. Die Kreislaufwirtschaft eröffnet jedoch ermutigende Perspektiven und ihre Einführung, wo immer möglich, ist ein weiterer Schritt in Richtung des Wandels. 

Image par Gelly___ de Pixabay

Beispiel

Die Schweizer Druckerei Vögeli AG hat 2019 die Cradle to Cradle®-Zertifizierung für ihre Druckerzeugnisse erhalten: Visitenkarten, Broschüren, Bücher und Verpackungen werden aus 100% recycelten und recycelbaren Materialien hergestellt und können somit sicher in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden.

Da das Ziel der Cradle to Cradle® -Zertifizierung darin besteht, nur gesunde Stoffe in einem Produkt zu vermischen, musste das Unternehmen geeignete Lieferanten und Materialien finden, um die Rückstände giftiger Stoffe, die in wiederverwendeten Materialien (z. B. Tinte) vorkommen, zu entfernen und Ersatzstoffe für Materialien zu finden, die nicht recycelt werden können und normalerweise als Abfall auf Mülldeponien landen: Füllstoffe, Klebstoffe, Farbstoffe, Lacke. Das Ergebnis ist ein Unternehmen, das die Herausforderung gemeistert hat, “so zu drucken, wie die Natur es tun würde”, wie es die Unternehmensleitung gerne sagt.

Quelle: https://circularhub.ch/fr/magazine/details/gesunde-druckprodukte-lohnen-sich0 

Weiterführende Informationen

Sites web 

Bücher:

  • Berlingen F., « Recyclage : le grand enfumage », Paris, Rue de l’échiquier, 2020
  • McDonough W. et Braungart M., “Cradle to Cradle: Einfach intelligent produzieren – Piper, 2014
  • Raworth K., « La Théorie du Donut, l’économie de demain en 7 principes », Paris, J’ai lu, 2018
  1. Es handelt sich um die Grenzen des Klimawandels, der biologischen Vielfalt, der Stickstoff- und Phosphorzyklen, der Entwaldung, des Süsswassers und der Einführung neuer Stoffe in die Umwelt. ↩︎
  2. Ruskin J., “Il n’y a de richesse que la vie” (Es gibt keinen Reichtum außer dem Leben), Paris, Le Pas De Côté, 2012. Ein Buch, in dem Ruskin die Grundlagen der Wirtschaft in Frage stellt und das zu einer Inspirationsquelle für viele antikapitalistische Denker wurde. ↩︎
  3. Zitiert in Tarby J., “Quand l’industrie genevoise se renforce grâce à … l’économie circulaire” (Wenn die Genfer Industrie dank … der Kreislaufwirtschaft gestärkt wird), Heidi News, 20. Juni 2023. ↩︎
  4. Die Methodik wurde 2001 von den Professoren Michael Braungart und William McDonough entwickelt und als Inspirationsquelle für Produkte, Gebäude und Produktionssysteme genutzt. ↩︎

Ein abfallfreier Schulanfang 

Sind Sie der Typ, der den Schulanfang am Ende des Jahres plant, um alles beiseite zu legen und sich nicht am Abend vor dem Schulanfang ärgern zu müssen, oder eher der, der im letzten Moment in den Supermarkt rennt? Wir von ZeroWaste Switzerland empfehlen Ihnen, die erste Option zu wählen… Auch wenn die Schulferien bereits in vollem Gange sind, geben wir Ihnen alle Tipps für einen klimaneutralen Schulanfang. 

Die Basis: der Rucksack 

Abgesehen von einem ersten Schultag oder einer Änderung der Vorlieben (manche wechseln schnell von Pixney-Helden zum Thema Rock/Rebel/HipHop über), wird der Rucksack natürlich eine Weile lang derselbe bleiben. Wählen Sie einen neutralen, robusten und ethisch vertretbaren Rucksack, der im Laufe der Zeit mit Ansteckern, Anhängern oder verschiedenen originellen Verzierungen versehen werden kann. Wenn dennoch ein Kauf getätigt werden muss, sollten Sie wissen, dass es auf Second-Hand-Websites oder manchmal auch in Ihrem Bekanntenkreis jede Menge Schultaschen gibt. Denken Sie an Freunde, die Kinder haben, oder besuchen Sie Websites wie Ricardo oder Anibis. Wenn Sie sich zum Neukauf entschließen müssen, nehmen Sie sich die Zeit, mit Ihrem Kind ausführlich zu sprechen und ihm zu erklären, dass die Schultasche möglichst lange halten muss. 

Das Schulmaterial   

Wenn das Kind noch klein ist, stellt die Schule die meisten Stifte und Hefte zur Verfügung. Je älter das Kind wird, desto mehr übernehmen die Eltern. Auch hier gilt: Wiederverwenden, was wiederverwendet werden kann. Achten Sie bei allem, was Sie kaufen müssen, auf Nachhaltigkeit (Lineal aus Holz oder Metall), festen Stoff oder Leder (Etui), lokales (in der Schweiz oder in Europa hergestellt; Vermeiden Sie Importe aus China) und Nachfüllbarkeit (Stifte). Wenn einige Filzstifte eingetrocknet sind, kaufen Sie nicht die ganze Schachtel, sondern gehen Sie in einen Schreibwarenladen, um nur den fehlenden Stift zu kaufen (bei uns ist es immer der rote …). Dasselbe gilt für Farbstifte. 

Achten Sie bei Heften und Blättern auf Holz aus nachhaltigen Quellen (Recyclingpapier, FSC-, PEFC-, Blauer Engel-Label). Bevorzugen Sie Pappeinbände, die recycelt werden können, gegenüber Plastikeinbänden. Verbannen Sie Ordnerhüllen aus Plastik. Investieren Sie in einen Locher. Bevorzugen Sie Plastik für z. B. eine Aktenmappe, die mehrere Jahre aufbewahrt wird (ich habe meine noch immer seit 30 Jahren!).  

Und vor allem: Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Sie brauchen nicht 15 Kugelschreiber, Glitzerstifte, lustige Radiergummis… keep it simple

Für die Pausen und die Schulausflüge  

Die Trinkflasche aus Edelstahl, die lange kühl hält, ist eine Selbstverständlichkeit. Für das Pausenbrot wählen Sie einen wiederverwendbaren Behälter (eine Edelstahldose, eine Plastikdose, die stabil genug und leicht zu öffnen ist, wasserfeste Stoffbeutel, eine wiederverwendbare Kompottflasche). Wichtig ist, dass Ihr Kind nichts wegwerfen muss. Das ist pädagogisch wertvoll und wer weiß, vielleicht inspiriert es andere?  

Bevorzugen Sie Lebensmittel, die Sie unverpackt, lokal und saisonal kaufen können: Obst (Äpfel, Aprikosen, das ist recht einfach), Müsli, Trockenfrüchte, Kekse. Das war die Aktivität am Sonntagabend zu Hause: Honig-Madeleines, die von der Familie hergestellt wurden und sich problemlos bis zu drei Tage halten! 

Der Schulweg  

Ihr Kind im Auto zu begleiten ist verlockend, aber nicht sehr Zero Waste-freundlich. Identifizieren Sie mit ihm/ihr den Weg, der zu Fuß, mit dem Trottinett oder dem Fahrrad zurückgelegt werden kann, und gehen Sie ihn die ersten Male gemeinsam (für die älteren Kinder!).   

Kinder dürfen bis zum Alter von 12 Jahren auf dem Trottoir Rad fahren, wenn es keinen Radweg oder Radstreifen gibt. Der Bundesrat hat diese Änderungen zum 1. Januar 2021 in Kraft gesetzt. Es ist nicht verkehrt, wenn dadurch schon frühzeitig die Reflexe der sanften Mobilität übernommen werden.  

Einige Gemeinden haben Pedibusse eingerichtet, die es ermöglichen, dass Ihr Kind begleitet wird. Wenn es keinen gibt, kann dies auch mit Nachbarn oder Klassenkameraden organisiert werden, die in dieselbe Schule gehen. 

Ausserschulische Aktivitäten   

Auch hier gilt: Das Bessere ist der Feind des Guten. Wenn möglich, sollten Sie Ihr Kind ermutigen, eine Aktivität in Ihrer Nähe zu wählen, damit es nicht mit dem Auto hingefahren werden muss oder ab einem gewissen Alter sogar allein dorthin gehen kann.  

Die Sportausrüstung kann gebraucht, manchmal sogar im Verein selbst, gefunden werden. Zumindest für das Training. Wenn Ihr Kind Musiker ist, können Musikinstrumente auch gemietet oder gebraucht gefunden werden. 

Die Kleidung 

Wenn das Kind noch klein ist, stellt die Schule die meisten Stifte und Hefte zur Verfügung. Je älter das Kind wird, desto mehr übernehmen die Eltern. Auch hier gilt: Wiederverwenden, was wiederverwendet werden kann. Achten Sie bei allem, was Sie kaufen müssen, auf Nachhaltigkeit (Lineal aus Holz oder Metall), festen Stoff oder Leder (Etui), lokales (in der Schweiz oder in Europa hergestellt; Vermeiden Sie Importe aus China) und Nachfüllbarkeit (Stifte). Wenn einige Filzstifte eingetrocknet sind, kaufen Sie nicht die ganze Schachtel, sondern gehen Sie in einen Schreibwarenladen, um nur den fehlenden Stift zu kaufen (bei uns ist es immer der rote …). Dasselbe gilt für Farbstifte. 

Achten Sie bei Heften und Blättern auf Holz aus nachhaltigen Quellen (Recyclingpapier, FSC-, PEFC-, Blauer Engel-Label). Bevorzugen Sie Pappeinbände, die recycelt werden können, gegenüber Plastikeinbänden. Verbannen Sie Ordnerhüllen aus Plastik. Investieren Sie in einen Locher. Bevorzugen Sie Plastik für z. B. eine Aktenmappe, die mehrere Jahre aufbewahrt wird (ich habe meine noch immer seit 30 Jahren!).  

Und vor allem: Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Sie brauchen nicht 15 Kugelschreiber, Glitzerstifte, lustige Radiergummis… keep it simple

Für die Pausen und die Schulausflüge  

Die Trinkflasche aus Edelstahl, die lange kühl hält, ist eine Selbstverständlichkeit. Für das Pausenbrot wählen Sie einen wiederverwendbaren Behälter (eine Edelstahldose, eine Plastikdose, die stabil genug und leicht zu öffnen ist, wasserfeste Stoffbeutel, eine wiederverwendbare Kompottflasche). Wichtig ist, dass Ihr Kind nichts wegwerfen muss. Das ist pädagogisch wertvoll und wer weiß, vielleicht inspiriert es andere?  

Bevorzugen Sie Lebensmittel, die Sie unverpackt, lokal und saisonal kaufen können: Obst (Äpfel, Aprikosen, das ist recht einfach), Müsli, Trockenfrüchte, Kekse. Das war die Aktivität am Sonntagabend zu Hause: Honig-Madeleines, die von der Familie hergestellt wurden und sich problemlos bis zu drei Tage halten! 

Der Schulweg 

Ihr Kind im Auto zu begleiten ist verlockend, aber nicht sehr Zero Waste-freundlich. Identifizieren Sie mit ihm/ihr den Weg, der zu Fuß, mit dem Trottinett oder dem Fahrrad zurückgelegt werden kann, und gehen Sie ihn die ersten Male gemeinsam (für die älteren Kinder!).   

Kinder dürfen bis zum Alter von 12 Jahren auf dem Trottoir Rad fahren, wenn es keinen Radweg oder Radstreifen gibt. Der Bundesrat hat diese Änderungen zum 1. Januar 2021 in Kraft gesetzt. Es ist nicht verkehrt, wenn dadurch schon frühzeitig die Reflexe der sanften Mobilität übernommen werden.  

Einige Gemeinden haben Pedibusse eingerichtet, die es ermöglichen, dass Ihr Kind begleitet wird. Wenn es keinen gibt, kann dies auch mit Nachbarn oder Klassenkameraden organisiert werden, die in dieselbe Schule gehen. 

Ausserschulische Aktivitäten  

Auch hier gilt: Das Bessere ist der Feind des Guten. Wenn möglich, sollten Sie Ihr Kind ermutigen, eine Aktivität in Ihrer Nähe zu wählen, damit es nicht mit dem Auto hingefahren werden muss oder ab einem gewissen Alter sogar allein dorthin gehen kann.  

Die Sportausrüstung kann gebraucht, manchmal sogar im Verein selbst, gefunden werden. Zumindest für das Training. Wenn Ihr Kind Musiker ist, können Musikinstrumente auch gemietet oder gebraucht gefunden werden. 

Die Kleidung 

Zu Beginn des neuen Schuljahres stellen wir in der Regel fest, dass unser Kind in den Ferien gewachsen ist und ihm keine langen Hosen oder geschlossene Schuhe mehr passen… Auf ins Einkaufszentrum? Nicht unbedingt. In Ihrer Nachbarschaft finden im Herbst oft Kleiderbörsen oder Tauschbörsen statt. Dadurch kann man schon eine Menge zu kleinen Preisen finden. In mehreren Städten beginnen Secondhand-Ladenketten zu spriessen (siehe unsere Karte mit guten Adressen). Und schließlich sind auch Second-Hand-Websites eine Fundgrube für Schnäppchen. Kaufen Sie neue Sachen nur als letzte Möglichkeit…  

Wir wünschen Ihnen allen einen guten Zero-Waste-Schulanfang!  

Abstimmung am 18. Juni: JA zum Klimagesetz!

Am 18. Juni muss die Schweiz über das Klimagesetz abstimmen. Als Verein mit einer Vision von einer Schweiz ohne Abfall und Verschwendung positioniert sich ZeroWaste Switzerland für das Klimagesetz. Indem wir eine abfallfreie Konsum- und Produktionsweise fördern, unterstützen wir dieses Gesetz, das darauf abzielt, den Verbrauch von Gas und Heizöl zu senken und uns weniger abhängig von Energieimporten zu machen. Weniger Verbrennung, weniger Transport, also weniger CO2.

Dieses Gesetz passt zu unseren Werten, die mit dem Überdenken und Reduzieren von Konsum verbunden sind, zwei unserer berühmten 5R.

Um unseren Abfall noch weiter zu reduzieren und das Ziel der Klimaneutralität weiter anzustreben, STIMME JA am 18. Juni!

Mehr Informationen zum Klimaschutz-Gesetz hier.

Nachhaltige Finanzen, wirklich?

Die Zahlen, die Jérémie Pichon* in seinem neuesten Buch, im Kapitel, das dem finanziellen Wandel gewidmet ist, nennt, sind empörend. «Während wir darauf achten das Licht zu löschen, bevor wir den Raum verlassen, verursacht unser Geld auf der Bank den grössten Teil unserer jährlichen Kohlenstoffemissionen. Und das nicht zu knapp: 41 % der Gesamtemissionen!» 

Wie ist das möglich?  

Sicherlich gehören Sie zu den Menschen, die ein Sparkonto haben. Obwohl Sie das Geld nicht anfassen, schläft es nicht. Die Bank nutzt das Geld, um ihre Wirtschaftstätigkeit zu finanzieren: Sie vergibt gegen eine Gebühr (Zinsen) Kredite an Privatpersonen und Unternehmen. Eine Bank braucht also Liquidität: Sie greift auf Einlagen zurück oder leiht sich Geld von anderen Banken oder den Finanzmärkten. 

Wo ist das Problem?

Durch die Wahl ihrer Anlagen tragen viele Banken und Institutionen (Versicherungen, Pensionsfonds) erheblich zum Klimawandel bei. In der Schweiz ist das Bankenwesen ein wichtiger Sektor, der dadurch enorme Auswirkungen hat.

Durch die Wahl ihrer Anlagen tragen viele Banken und Institutionen (Versicherungen, Pensionsfonds) erheblich zum Klimawandel bei. In der Schweiz ist das Bankenwesen ein wichtiger Sektor, der dadurch enorme Auswirkungen hat.

Die Fakten: die Organisation «Artisans de la Transition» haben in drei aufeinanderfolgenden Berichten, die 2016, 2018 und 2020 veröffentlicht wurden, nachgewiesen, dass das bekannte Aktienportfolio der Schweizerischen Nationalbank (92 Milliarden Schweizer Franken, d.h. 60 % ihrer Aktienanlagen) 48,5 Millionen Tonnen CO2/Jahr verursachte. Die SNB investierte auch in bestimmte Unternehmen, die für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich waren. Und sie investiert weiterhin Milliarden von Schweizer Franken in die Weltbörse, ohne eine aktive Anlagepolitik, um die Unternehmen mit dem höchsten CO2-Ausstoss und die weniger empfehlenswerten Unternehmen zu verdrängen.

Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, prüfen die Finanzakteure die Botschaften der Zentralbanken bis ins kleinste Detail. Beim Thema Klimawandel ist die Botschaft, die die SNB an den gesamten Schweizer Finanzplatz sendet, sehr klar: “Es gibt kein Problem“.

Und alles deutet darauf hin, dass die Finanzakteure dieser Einschätzung folgen. 

  • Die Kredite, welche die Credit Suisse in den letzten vier Jahren an die weltweite fossile Energiebranche vergeben hat, entsprechen dem 1,7-fachen ihres Eigenkapitals. 
  • Die UBS hat ihre jährlichen Investitionen in Kohle bis 2019 verneunfacht. 
  • Drei Viertel der sechzig grössten Schweizer Pensionskassen haben keine Klimapolitik.

Der Greenpeace-Bericht «Klimaschädliche Geschäfte», der 2020 veröffentlicht wurde, enthüllt die Grössenordnung der Zahlen: Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse finanzierten – ebenfalls 2020 – direkt nicht weniger als 93,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – über die Finanzierung von 47 Unternehmen aus dem Kohle-, Öl- und Gassektor – doppelt so viel wie die Treibhausgasemissionen der gesamten Bevölkerung und aller Industrien in der Schweiz. 

Auf europäischer Ebene besteht das 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen jedoch darin, die internationalen Finanzströme gemäss den Anforderungen zur Reduzierung der Gasemissionen zu harmonisieren und eine klimaverträgliche Wirtschaftsentwicklung zu unterstützen. Dennoch sieht keine Behörde vor, Banken zu verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. 

Die Institutionen werden sich nicht von selbst ändern. 

Das Geld- und Finanzsystem wurde auf einem Modell der Rendite um jeden Preis aufgebaut, das sehr abartig ist und ohne unser Wissen aber leider mit unserer Zustimmung funktioniert.

Was also tun? 

Fordern wir mehr Transparenz und Rückverfolgbarkeit, fragen wir, wo unser Geld hingeht! 

Es gibt Alternativen. Sie sind institutionell und individuell, praktisch und assoziativ: Sie heissen alternative Banken, Genossenschaften, lokale Währungen oder auch bewusste Kapitalbeteiligung. 

Das Geld von uns Bürgerinnen und Bürgern hat eine unendliche Macht. 

Also sollten wir es in bewusste und ethische «Hände» legen, die das Kapital zu Lösungen leiten wollen, die einen gerechten und ökologischen Übergang fördern.

Für weitere Informationen und eine Liste unserer Quellen haben Sie die Möglichkeit, unseren Leitfaden zu verantwortungsvollem Geld herunterzuladen.