Wenn du zum Zero-Waste-Lebensstil wechselst, stellt sich auch irgendwann die Frage nach einem verpackungsfreien und möglichst natürlichen Shampoo. In der Tat gibt es mehrere Möglichkeiten, um den Kauf von Plastikflaschen zu vermeiden und sich die Haare effektiv mit einem umweltfreundlichen Produkt zu waschen.
Das feste Shampoo
In Unverpackt-Läden, vielen Supermärkten oder auf Märkten werden oft feste Shampoos „für spezielles Haar“ verkauft, die nicht verpackt sind. Die Anwendung ist ganz einfach :
- die Seife direkt auf den Haaren oder in den Händen verreiben
- das schäumt
- wie jedes andere Shampoo auf Ihr Haar auftragen, einmassieren und auswaschen.
Zögert jedoch nicht, euch die Liste der Inhaltsstoffe durchzusehen. Dadurch könnt ihr diejenigen Produkte auswählen, welche die Haut, die Gesundheit und die Umwelt am besten schonen. Hier findet ihr eine vom Westschweizer Konsumentenverband erstellte Studie, welche die Zusammensetzung endlich entschlüsselt.
Es ist wichtig, zwischen einem festem Shampoo und einer Haarseife zu unterscheiden. Ersteres enthält andere Tenside als Seife und ähnelt eher einem flüssigen Shampoo. Es ist daher einfach zu verwenden und lässt das Haar seidig glänzen. Die Haarseife ist umweltfreundlicher, da sie weniger industrielle Prozesse zur ihrer Herstellung benötigt, aber sie ist weniger geeignet für das Haar. Diese brauchen in der Regel eine Übergangszeit. Eine Essigspülung kann dem Haar danach jedoch zu einem seidigen Glanz verhelfen.
Die Alternativen zum Haarshampoo (no-poo oder low-poo)
Es gibt auch viele verschiedene Alternativen zum Shampoo. Wenn ihr euch entscheidet, das Shampoo komplett wegzulassen, muss sich eure Kopfhaut erst anpassen – seid geduldig und rechnet mit 4 bis 8 Wochen, bevor ihr euch entscheidet, ob diese Lösung für euch geeignet ist oder nicht.
Hier ist eine Liste mit Ideen, wie Ihr euer eigenes Shampoo herstellen könnt:
Mögliche Zutaten
- 1-2 EL : Natron (Lebensmittel oder Pharmazeutika, aber nicht technisch
- 3-6 EL : Kichererbsenmehl
- 3-6 EL : Roggenmehl
- 3-6 EL : Rhassoul oder Ghassoul : vulkanischer Lehm aus Marokko oder notfalls ein anderer Lehm
- 3-6 EL Pulver von Sidr (hergestellt aus den Blättern des Ziziphusbaumes. Es ist ein Waschpulver UND gleichzeitig ein Pflegeprodukt für angegriffenes und trockenes Haar )
- 3-6 EL neutrales Henna (es pflegt das Haar ohne es zu färben )
- Alle Arten von Kräuterabsud. Man bevorzugt unter anderem Pflanzen, welche Saponine enthalten (In dieser Studie listen die Wissenschafter nur afrikanische Seifenpflanzen auf, denn es geht ihnen darum, den Bevölkerungsgruppen zu helfen, die nur schwierig an Hygieneprodukte gelangen. Aber das Prinzip gilt auch bei uns für Pflanzen wie dem
- Seifenkraut (Saponaria officinalis), Efeu (Hedera helix) oder dem Seifenbaum (Sapindus saponaria).
EL = Esslöffel. Berücksichtigt aber, dass die Angaben nur Richtwerte sind und von der Länge der Haare abhängt!
Zubereitung
Wählt eines der oben genannten „Pulver“ aus und mischt es in einer Schüssel mit Wasser. Die Wassermenge hängt von der Menge des gewählten Pulvers ab und davon, welche Konsistenz ihr am Ende bevorzugt. Empfohlen wird eine Konsistenz, die mit Pfannkuchenteig vergleichbar ist (AUSSER für Natron: Das bleibt flüssig). Natürlich könnt ihr auch andere Zutaten aus der abfallfreien Küche hinzufügen: z. B. Honig, ein Eigelb oder Joghurt, je nachdem, was das Haar braucht.
Tragt die Mischung auf die Kopfhaut auf (das ist nicht auf der ganzen Länge des Haares notwendig) und achtet darauf, dass ihr keinen Teil des Kopfes „vergesst“. Das erfordert ein wenig Übung, da es nicht so schäumen wird, wie man es gewohnt wäre!
Spült mit Wasser nach (und Essig, siehe Punkt unten).
Ihr könnt eine Pumpflasche verwenden, wenn eine recht flüssige Mischung hergestellt wird, oder eine andere Flasche mit einer kleinen Öffnung, um sie gut auf der Kopfhaut zu verteilen. Ihr könnt die Mischung auch mit den Fingern direkt aus der Schüssel auftragen.
Eine Ausnahme ist die Zubereitung mit Roggenmehl: Lasst die Pulver-Wasser-Mischung am besten 2 bis 4 Stunden ruhen, damit sie cremiger und weniger „mehlig“ wird. Der pH-Wert von Roggenmehl ist 5,5 und entspricht dem der Haut. So braucht es keine Haarspülung mehr: Nach dem Trocknen ist das Haar nämlich leicht und lässt sich gut kämmen.
Ausserdem könnt ihr schon jetzt beruhigt sein: Wenn beim Ausspülen noch etwas Mehl oder Pulver im Haar zurückbleibt, dann lässt es sich nach dem Trocknen ganz leicht mit einer kleinen Haarbürste wieder entfernen.
Versucht, die Abstände zwischen den Shampoowäschen nach und nach zu vergrössern. Ersetzt dazu anfangs jede zweite Haarwäsche mit Shampoo durch eine low-poo Alternative, dann lasst immer mehr Abstand dazwischen und schliesslich entfernt ihr alle flüssigen oder festen Shampoos vollständig und verwendet nur noch low-poo.
Spülung mit Essig
Apfelessig( https://www.frc.ch/des-compositions-enfin-decryptees/)als Haarspülung hat eine reparierende, reinigende Wirkung und hilft, Kalk aus dem Wasser zu entfernen. Es macht das Haar glänzender, weicher und schliesst die Schuppenschicht der Haarfaser. Perfekt für poröses1, schwer kämmbares und stumpfes Haar, ist aber genauso für alle Haartypen geeignet.
Um einen ph-neutralen Wert wiederherzustellen, empfiehlt es sich, das Haar mit Apfelessig (Apfelweinessig) zu spülen. Mischt 2 EL Essig in einer Schüssel mit (am besten kaltem) Wasser, taucht die Haarspitzen darin ein und wascht den Kopf. Ihr könnt anschliessend noch einmal mit (kaltem) Wasser nachspülen, aber das ist nicht zwingend notwendig und die Wirkung wird geringer sein, weil dadurch wieder Kalk auf das Haar gelangt. Der Geruch des Essigs verflüchtigt sich schnell! Kaltes Wasser ist empfehlenswert, da es hilft, die Poren zu verkleinern.
Haarwäsche mit Wasser (Water only)
Nachdem ihr 4 bis 8 Wochen lang eure Haare nicht gewaschen habt, gibt es jetzt “ Water Only“. Ja, das Prinzip ist, dass ihr eure Haae nur mit Wasser wascht. Diese Methode funktioniert gut, wenn ihr eine bereits regulierte Talgproduktion habt. Das Spülen mit einer Essig-Wasser-Mischung (siehe oben) ist immer noch eine gute Option..
Die Haarbürste
Wenn ihr anfangt, auf Industrieshampoos zu verzichten, ist es wichtig, die richtige Haarbürste zu wählen. Eine Bürste aus Holz oder mit Naturborsten (Wildschweinborsten etc.) ist empfehlenswert. Indem ihr euer Haar gut bürstet, wird der Talg besser verteilt und ihr werdet Staub los. Erinnert ihr euch noch an den Spruch unserer Grossmütter: „Vor dem Schlafengehen 100 Mal die Haare bürsten“? Hier ist die Erklärung dafür!
Vergesst aber nicht, die Bürste von Zeit zu Zeit zu waschen/zu spülen (mit Natron/Essig und Holzöl).
PS: Für die Eltern unter euch einen zusätzlichen Tipp: Wir im Team vermeiden es, schon von klein auf die feinen Haare und die zarte Haut unserer Kinder einem industriellen Shampoo auszusetzen. Dann gibt es nicht nur weniger Tränen, weil keine Seife in die Augen gelangt, sondern auch der natürlich Talg der Haut bleibt erhalten (und wir erfreuen uns des Geruchs von Kinderhaut, ohne diesen mit künstlichen Geruchsstoffen nach Vanille, Erdbeere oder Aprikose zu überdecken – ausserdem sparen wir an Verpackungen).