Wenn man nur die Duschen in den Schweizer Hotels unter die Lupe nehmen würde, könnte man fast glauben, dass die Branche den Sprung in eine enkeltaugliche Zukunft geschafft hat.
Denn wo noch vor wenigen Jahren hauptsächlich kleine 50ml Pflegeprodukte dem Gast in den Duschen angeboten wurden, so findet man heute vielerorts grosse Refillspender für Shampoos und Showergels. Eine erfreuliche Entwicklung ! …… und trotzdem der Schein trügt.
Nach wie vor bieten viele 4- und 5-Sternehotels ihren Gästen als Alternative Seifen zum Händewaschen an oder kleine Pflegeprodukte zum Ausprobieren. Diese Produkte landen dann halbverbraucht in grossen Mengen im Abfall. Nicht nur die Verpackung geht bei der thermischen Verwertung unwiderruflich verloren, sondern auch die Überschüssigen Pflegeinhalte selbst. Für einen Hotelbetrieb sind solche Abfälle doppelt ärgerlich. Einerseits bezahlen sie viel Geld für diese Produkte, die nicht selten mit dem Logo des Hotels versehen sind und eigentlich dafür gedacht wären, dass der Gast diese mit nach Hause nimmt und sich so auch noch nach dem Aufenthalt an das Hotel erinnert. Andererseits summiert sich das Gewicht der zu entsorgenden Hart- und Flüssigseifen und die Abfallmengen und Entsorgungskosten werden zusätzlich erhöht.
Aber seit der Gründung der Schweizer Fondation SapoCycle im Jahr 2014 gibt es eine Alternative zur Verschwendung:
Hotels haben die Möglichkeit ihre Hartseifen separat zu sammeln und abholen zu lassen. Auf direktem Weg gelangen die Seifen anschliessend in eine Recyclingwerkstätte in Basel, wo sie aufbereitet und neue hygienische Seifen daraus hergestellt werden, die an Menschen in Not in der Schweiz und ausserhalb verschenkt werden. Doch damit nicht genug: seit 2022 hat Sapocycle mit der Wiederaufbereitung von Flüssigseifen einen weiteren Meilenstein erreicht. So können ab sofort auch Flüssigseifen an Sapocycle abgegeben werden. Die Inhalte werden ebenfalls verarbeitet, die leeren Verpackungen werden dem Recycling zugeführt und die aufbereiteten Flüssigseifen werden in Flaschen umgefüllt und ebenfalls an Bedürftige abgegeben. Bei der Abgabe der Produkte achtet Sapocycle ausserdem darauf, dass die Flüssigseifen nur in Ländern verteilt werden, die ein Recycling der Verpackungen gewährleisten können.
Ein von A-Z durchdachtes Projekt, dass die Kreislaufwirtschaft fördert und die Verschwendung reduziert. Aber nicht nur auf ökologischer Ebene überzeugt das Projekt, sondern auch auf sozialer. So findet das Recycling der Seifen in Zusammenarbeit mit einer sozialen Institution statt, die Menschen mit Behinderung beschäftigt und die Abgabe der Seifen an Menschen in Armut hilft die Gesundheit und Hygieneverhältnisse in Entwicklungsländern laufend zu verbessern.
Das Projekt von Sapocycle ist eine Erfolgsgeschichte und die Zahlen sprechen für sich. So wurden in der Schweiz und in Frankreich bis heute aus 41‘000kg Hartseifen, 278‘000 neue Seifen hergestellt und aus 5‘500kg Flüssigseife wurden bereits 2‘120 Liter neue Seife hergestellt und wieder abgegeben. Alles in allem konnte so 85‘000kg CO2 eingespart werden. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich durch die teilnehmenden Hotelbetriebe, die je nach Betriebsgrösse einen bestimmten Jahresbetrag für das Abholen der Seifen bezahlen. Unter dem Strich ist klar, dass die Teilnahme am Projekt teurer ist, als das Entsorgen der Seifen über den Restmüll. Jedoch gibt es bis heute nur wenige Projekte wie Sapocycle, die auf ökologischer, sozialer und humanitärer Ebene einen so wertvollen Beitrag leisten.