Ein neuer kreativer Ansatz für eine nachhaltige Zukunft
Das wachsende Bewusstsein dafür, dass sich unser Handeln auf unsere Umwelt auswirkt, hat zu einer ständigen Suche nach nachhaltigen Lösungen in unserem täglichen Leben geführt. Grafikdesign macht hier keine Ausnahme und so entwickelt sich seit einigen Jahren das „Nachhaltige Grafikdesign“ als ein innovativer Ansatz, um unseren ökologischen Fussabdruck zu verringern. Es bezieht seine Inspiration aus den Codes des minimalistischen Designs und wurde 2017 durch die von dem französischen Designer Sylvain Boyer entwickelte Ecobranding-Methode populär gemacht. Dieser Ansatz erfordert regelmässige Recherchen und das Hinterfragen unser Praktiken, denn eine Kommunikation ohne Umweltauswirkungen gibt es noch nicht, wohl aber Lösungsansätze, um mit neuem Elan die negativen Auswirkungen zu begrenzen!
In diesem Artikel teilt Cinzia Sigg, Grafikdesignerin und Partnerin von ZeroWaste Switzerland, ihre Erfahrungen und stellt das nachhaltige Grafikdesign als wichtiges Werkzeug für die Zero Waste Bewegung vor.
1. ZeroWaste und nachhaltiges Grafikdesign
Ein nachhaltiges Grafikdesign konzentriert sich im Ansatz auf eine Lebenszyklusanalyse jedes einzelnen Mediums und steht somit naturgemäss als ein wesentlicher Verbündeter an der Seite der Zero Waste Bewegung. Dieser Ansatz fügt sich nahtlos in das Zero Waste Ziel ein, indem überflüssige Verpackungen reduziert und der durch Kommunikationsprodukte angefallene Abfall minimiert werden sollen. Durch die Kombination von Ästhetik und Umweltverantwortung wird das nachhaltige Grafikdesign somit zu einem Hauptakteur bei der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils und vermeidet gleichzeitig die Greenwashing-Falle.
2. Die Prinzipien des nachhaltigen Grafikdesigns
Was das nachhaltige Grafikdesign von einem „Standard“-Grafikdesign unterscheidet, ist unter anderem die Anwendung eines systemischen Ansatzes im kreativen Prozess. Dieser Ansatz verändert die Art der Gestaltung grundlegend: Sie folgt nicht mehr einer linearen Abfolge von Recherche, Entwurf, Anpassung und Lieferung, sondern entwickelt sich vielmehr zu einem zirkulären Prozess.
Bei diesem Ansatz berücksichtigt jeder Schritt die spezifischen Ziele des Projekts, die physischen Beschränkungen seiner Gestaltung sowie die möglichen nachhaltigen Lösungen. Dieser integrierte Prozess macht ein ständiges Hin und Her während des gesamten Projekts möglich, wodurch die Leistung optimiert und ein Ergebnis erzielt wird, das nicht nur den ästhetischen Kriterien, sondern auch den hohen Nachhaltigkeitsstandards entspricht.
3. Ein Überblick über das Öko-Branding
Eine umsichtige Verwendung von Farben, Schriften und visuellen Elementen verstärkt die Botschaft des Zero Waste Ziels und reduziert gleichzeitig die negativen Umweltauswirkungen der grafischen Gestaltung. Eine verantwortungsvolle Auswahl der Medien und des Drucks tragen ebenfalls zu diesem umweltfreundlichen Ansatz bei.
Das Öko-Branding, welches durch den Visionär Sylvain Boyer ins Leben gerufen wurde, ist mehr als nur ein Trend – es ist eine visuelle Revolution, um unseren Planeten zu schützen. Eco-Branding basiert auf vier strategischen Säulen – Logos, Farben, Typografien und User Interface Design – und verändert die Art und Weise unserer visuellen Kommunikation.
- Ökologisches-Logo : Das Image eines Unternehmens, sein visueller Fussabdruck. Stellen Sie sich ein Logo vor, das weniger Tinte verbraucht und so seine Auswirkungen auf die Umwelt verringert. Wie soll das gehen? Indem die Konturen geschärft und die Farbflächen begrenzt werden. Ein gelungenes Öko-Logo ist minimalistisch und elegant. Weniger Tinte, mehr Stil!
- Öko-Farben : Wenn Sie ökologisch verantwortungsvolle Farben verwenden möchten, sollten Sie sich für den Vierfarbdruck anstelle von Pantone-Farben entscheiden. Warum? Weil der Vierfarbdruck weniger Abfall erzeugt und unsere Ressourcen schont. Und welches Geheimnis steckt dahinter? Bleiben Sie beim Gesamtfarbauftrag unter 100%. Spielen Sie mit der Farbmetrik, ein Schwarz mit 85 % verbraucht weniger und behält trotzdem seinen Charme. Achten Sie auf tintenintensive Vollflächen und verwenden Sie diese nur sparsam!
- Eco-Fonts : Öko-Schriftarten sind ein Muss! Schlanke, schmale Typografien, die bei jedem Druckvorgang Tinte sparen. Schriftarten wie Century Gothic, Times New Roman und Garamond sind bereits die Stars des Eco-Fonts. Sie schonen die Umwelt und verleihen Ihren Botschaften gleichzeitig Stil.
- User Interface – Benutzeroberfläche : Die vierte Säule für ein verbessertes und reflektiertes Öko-Branding bildet die Benutzeroberfläche einer Website oder auch einer App. Eine ökologisch verantwortungsvolle Benutzeroberfläche hängt von einem Designkonzept ab, das weniger Platz auf einem Server benötigt, den Energie- und Bandbreitenverbrauch einschränkt und die Lebensdauer der Batterien schont. Kurz gesagt: ein schlankes, optimiertes und schnelles Design.
5. Die Herstellung und ihre Auswirkungen
Der Prozess der grafischen Gestaltung hinterlässt einen CO2-Fussabdruck. Die Entscheidung, wie Sie welches Bildmaterial produzieren möchten, kann einen erheblichen Einfluss auf den gesamten ökologischen Fussabdruck des Produktes haben.
Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind klar darstellbar, insbesondere wenn die Vorteile von pflanzlichen Druckfarben, Risografie und der Zusammenarbeit mit lokalen Druckereien oder Dienstleistern betrachtet werden.
- Pflanzliche Tinten
Pflanzliche Tinten werden aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, die häufig aus Pflanzen wie Soja oder Gemüse gewonnen werden. Sie enthalten weniger giftige Chemikalien als herkömmliche Tinten auf Erdölbasis und verringern so schädliche Umweltauswirkungen. Sich für die Arbeit mit pflanzlichen Tinten zu entscheiden, trägt dazu bei, die Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOCs) im Zusammenhang mit dem Druck zu reduzieren. Fragen Sie Ihre Druckerei nach den Materialien, die diese verwendet. Wenn die beschriebene Alternative noch nicht vorgeschlagen wird, dann machen Sie den Vorstoss.
- Risografie
Diese Druckmethode verbraucht weniger Energie als andere Drucktechniken (Digital- oder Offsetdruck), was sie zu einer nachhaltigeren Option macht. Die verwendeten Tinten basieren auf Wasser und Soja unter Ausschluss von Lösungsmitteln und schädlichen Chemikalien. Risografie ist ideal für mittlere Auflagen und reduziert dadurch auch die Materialverschwendung.
- Mit lokalen Druckereien oder Dienstleistern zusammenarbeiten
Mit lokalen Druckereien zusammenarbeiten, die Transportwege verringern und damit den mit der Lieferung verbundenen Kohlendioxidausstoss. Wählen Sie Druckereien in Ihrer Nähe, stärken Sie lokale Unternehmen und leisten so einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft, was auch den fairen Handel fördert. Die Arbeit vor Ort ermöglicht eine bessere Qualitätskontrolle und eine direktere Kommunikation mit den Dienstleistern, was zu einer effizienteren und weniger fehleranfälligen Produktion führt. Lokale Druckereien sind oft flexibler, um auf spezielle Anforderungen zu reagieren, was eine stärkere Personalisierung der Produktion ermöglicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung für pflanzliche Druckfarben, Risografiedruck und die Zusammenarbeit mit lokalen Druckereien zu einer umweltfreundlichen Produktion beiträgt. Die Wahl von pflanzlichen Druckfarben reduziert die VOC-Emissionen, Risografie minimiert den Abfall und die Arbeit vor Ort reduziert den Kohlendioxidausstoß.
6. Schlussfolgerung
Ein Nachhaltiges Grafikdesign ist mehr als nur visuelle Ästhetik; es verkörpert ein Engagement für die Erhaltung unseres Planeten. Indem ökologische Prinzipien in den kreativen Prozess integriert werden, wird Grafikdesign zu einem starken Katalysator für Veränderungen. Mit diesem Ansatz wird jede Entscheidung zu einer Gelegenheit, ein Design zu schaffen, das Sinn macht, Verhaltensänderungen herbeiführt und dabei erklärt und verteidigt werden kann und vor allem das Zero Waste Ziel in Übereinstimmung mit seinen Werten und Missionen unterstützen. ZeroWaste Switzerland lädt Sie ein, Ihren visuellen Ansatz zu überdenken, um aktiv zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen.