Sie haben sicherlich schon von Fast Fashion gehört: eine schnelle Produktion von Kleidungsstücken, die zu niedrigen Preisen verkauft werden und sich direkt an neuen Trends orientieren, wobei sich die Kollektionen in rasendem Tempo abwechseln (Lucio, 2023). Aber haben Sie schon einmal von Fast-Deko gehört?
Fast-Deko basiert auf denselben Prinzipien wie Fast Fashion: Es handelt sich um ein Konsummodell, das auf der Massenproduktion von Möbel- und Einrichtungselementen beruht, zu sehr erschwinglichen Preisen und stets im Einklang mit den aktuellen Trends (Zero Waste France, Le Réseau National des Ressourceries et Recycleries et La fédération des Amis de la Terre France, 2024). Wie bei der Fast Fashion führt auch dieser neue Trend zu Impulskäufen und Überkonsum (RTS, 2025).

Angetrieben von grossen Einzelhändlern, die ihre Kollektionen in rasendem Tempo erneuern, wird dieser Trend zusätzlich durch soziale Netzwerke verstärkt. Zwischen Videos und Fotos, die Dekorationsprodukte präsentieren, entsteht Kaufanreiz und die Internetnutzer werden dazu verleitet, immer mehr zu kaufen (RTS, 2025).
In der Schweiz wurde der Möbelmarkt im Jahr 2023 auf 5,37 Milliarden Schweizer Franken geschätzt (Marchand, 2024). In Frankreich nimmt dieses Phänomen noch deutlich grössere Ausmasse an: 2021 belief sich der Dekorationsmarkt dort auf nahezu 26 Milliarden Euro. Besonders die COVID-19-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt, da viele Menschen während der Zeit des Lockdowns in die Gestaltung und Dekoration ihrer Wohnräume investierten (Zero Waste France et al., 2024).
Trotz seiner Grösse ist das Thema Fast-Deko in den Medien bislang noch wenig behandelt, insbesondere in der Schweiz. In Frankreich hingegen wurde dieser Trend kürzlich in einem im Jahr 2024 veröffentlichten Bericht von Zero Waste France, dem Réseau National des Ressourceries et Recycleries und den Amis de la Terre France hervorgehoben. Der Bericht warnt vor den Folgen von Fast-Deko, ruft zu einem Wandel unserer Konsumgewohnheiten auf und empfiehlt die Einführung verbindlicher Massnahmen.
Unter den besonders eindrücklichen Zahlen zeigt der Bericht, dass zwischen 2017 und 2022 die Zahl der in Frankreich auf den Markt gebrachten Möbel- und Einrichtungselemente um 88 % gestiegen ist – von 269 auf 505 Millionen Stück. Ein weiteres aufschlussreiches Ergebnis: 46 % der Personen, die Innendekoration kaufen, geben an, mindestens einmal pro Jahr Elemente ihres Wohnzimmers zu erneuern.
Umwelt- und Sozialfolgen der Fast-Deko
Wie bei der Fast Fashion ist auch die Fast-Deko nicht ohne Folgen. Hinter günstigen Möbeln und Dekorationsartikeln sowie hinter wechselnden Trends verbirgt sich eine weitaus dunklere Realität – sowohl ökologisch als auch sozial.
Ein erster wesentlicher negativer Aspekt ist die Produktionsphase der Produkte. Diese umfasst die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen sowie deren Beschaffung und Zusammenbau. Zwischen 50 und 80 % der ökologischen Auswirkungen eines Dekorationsartikels entstehen in dieser Phase. Ebenfalls hier können schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen auftreten, insbesondere wenn die Herstellung in Ländern erfolgt, in denen Arbeitskräfte billig und teilweise ausgebeutet werden (Zero Waste France et al., 2024; Uchi Studio, 2023).
Auch der Transport der Produkte kann einen erheblichen CO₂-Fussabdruck hinterlassen, vor allem wenn sie in Asien gefertigt werden (Zero Waste France et al., 2024).
Ein weiteres Problem ist die Zusammensetzung dieser Dekorationsartikel: Häufig bestehen sie aus synthetischen Materialien, die flüchtige organische Verbindungen freisetzen – potenziell gesundheitsschädliche Substanzen für Verbraucher, insbesondere in Innenräumen (Zero Waste France et al., 2024; Uchi Studio, 2023).
Darüber hinaus erzeugt die Fast-Deko eine erhebliche Menge an Abfällen. In den USA werden jährlich 12 Millionen Tonnen Möbel und Dekorationsartikel weggeworfen. In Frankreich beläuft sich diese Zahl auf 1,3 Millionen Tonnen, und die Menge der von Organisationen gesammelten Abfälle hat sich zwischen 2014 und 2020 verdoppelt (Zero Waste France et al., 2024; Uchi Studio, 2023). Auch das Recycling dieser Produkte stellt eine Herausforderung dar. Aufgrund ihrer oft komplexen Zusammensetzung sind sie schwer und kostspielig zu recyceln. Deshalb bevorzugen Unternehmen häufig die Verbrennung, da diese in der Regel billiger ist (Uchi Studio, 2023).
In Frankreich wurden zwischen 2014 und 2020 nur 45 % der Möbelabfälle recycelt, während 36 % verbrannt oder in Ersatzbrennstoffe umgewandelt wurden (Zero Waste France et al., 2024). Die Wiederverwendung bleibt in Frankreich marginal: 2020 wurden von 1,2 Millionen Tonnen durch Öko-Organisationen gesammelter Abfälle lediglich 27.500 Tonnen wiederverwendet – kaum 3 % (Zero Waste France et al., 2024).
Slow-Deko: Eine Alternative zur Fast-Deko
Angesichts der zahlreichen negativen Auswirkungen der Fast-Deko ist es entscheidend, unser Konsumverhalten zu überdenken. Die gute Nachricht: Es gibt einfache und umweltfreundlichere Alternativen für einen verantwortungsvolleren Lebensstil – das nennt man Slow-Deko.
Wiederverwendung, Tausch und Secondhand bevorzugen
Eine der besten Möglichkeiten, der Fast-Deko entgegenzuwirken, besteht darin, Gegenständen ein zweites Leben zu schenken. Wiederverwendung verlängert nicht nur die Lebensdauer von Produkten, sondern reduziert auch die Menge an Abfällen, die verbrannt oder recycelt werden – Prozesse, die oft sehr energieintensiv sind – und verringert zudem die Gewinnung neuer Rohstoffe. Und wenn Ihnen ein Gegenstand nicht mehr gefällt? Tauschen, verkaufen oder verschenken Sie ihn, anstatt ihn wegzuwerfen!
Suchen Sie nach lokalen Geschäften, die Secondhand-Artikel verkaufen? Werfen Sie einen Blick auf unsere Zero Waste Karte mit guten Adressen. Wählen Sie Kategorien wie „Ressourcerie und Objektespenden“ oder „Flohmarkt“, um Orte in der Schweiz zu finden, an denen Sie Secondhand-Deko entdecken können. Online ermöglichen Plattformen wie Ricardo.ch, Anibis.ch oder Tutti.ch den einfachen Kauf und Verkauf von Dekorationsartikeln aus zweiter Hand. Manche Websites wie Brocabrac listen ausserdem Flohmärkte und Trödelmärkte in der Schweiz auf.
Reparieren statt wegwerfen
Ein beschädigter Gegenstand bedeutet nicht unbedingt, dass er wertlos ist! Bevor Sie ihn entsorgen, prüfen Sie Reparaturmöglichkeiten. Viele Gemeinden und Städte in der Schweiz organisieren Repair Cafés, in denen Freiwillige helfen, Ihre Gegenstände zu reparieren – auch Dekorationsartikel.
Weniger, aber besser kaufen
Und schliesslich: Stellen Sie sich vor jedem Neukauf eine entscheidende Frage – brauche ich das wirklich? Dafür kann die KISS-Methode ein hilfreiches Werkzeug sein.
- Kaufbedarf: Brauche ich es wirklich?
- In Kürze, jetzt: Kann ich den Kauf aufschieben?
- Start: Habe ich schon etwas Ähnliches?
- Sehr ähnlich: Wo und wie wurde es produziert?
Fazit
Die Slow-Deko lädt uns ein, bewusster zu konsumieren und fördert unsere Kreativität, indem sie den Dingen um uns herum wieder Wert verleiht. Indem wir Secondhand, Reparatur, Tausch und überlegten Konsum bevorzugen, können wir unser Zuhause schön dekorieren – und gleichzeitig nachhaltiger und ethischer leben. Über den dekorativen Aspekt hinaus bringt die Slow-Deko eine individuelle Note in unsere Innenräume und sorgt für persönliche Zufriedenheit.
Literaturverzeichnis :
Lucio (2023) : https://sonar.ch/global/documents/328495
Marchand (2024) : https://cominmag.ch/consommation-les-suisses-ont-moins-achete-dhabits-et-de-meubles-en-2023/
Uchi Studio (2023) : https://uchistudio.fr/decoration/fast-deco-nouvelle-fast-fashion-decoration-ecologie/
Zero Waste France, Le Réseau National des Ressourceries et Recycleries et La fédération des Amis de la Terre France (2024) : https://www.zerowastefrance.org/wp-content/uploads/2024/05/rapport-meubles-fast-deco-zwf-rnrr-at-13052024.pdf