Die Zahlen, die Jérémie Pichon* in seinem neuesten Buch, im Kapitel, das dem finanziellen Wandel gewidmet ist, nennt, sind empörend. «Während wir darauf achten das Licht zu löschen, bevor wir den Raum verlassen, verursacht unser Geld auf der Bank den grössten Teil unserer jährlichen Kohlenstoffemissionen. Und das nicht zu knapp: 41 % der Gesamtemissionen!»
Wie ist das möglich?
Sicherlich gehören Sie zu den Menschen, die ein Sparkonto haben. Obwohl Sie das Geld nicht anfassen, schläft es nicht. Die Bank nutzt das Geld, um ihre Wirtschaftstätigkeit zu finanzieren: Sie vergibt gegen eine Gebühr (Zinsen) Kredite an Privatpersonen und Unternehmen. Eine Bank braucht also Liquidität: Sie greift auf Einlagen zurück oder leiht sich Geld von anderen Banken oder den Finanzmärkten.
Wo ist das Problem?
Durch die Wahl ihrer Anlagen tragen viele Banken und Institutionen (Versicherungen, Pensionsfonds) erheblich zum Klimawandel bei. In der Schweiz ist das Bankenwesen ein wichtiger Sektor, der dadurch enorme Auswirkungen hat.
Durch die Wahl ihrer Anlagen tragen viele Banken und Institutionen (Versicherungen, Pensionsfonds) erheblich zum Klimawandel bei. In der Schweiz ist das Bankenwesen ein wichtiger Sektor, der dadurch enorme Auswirkungen hat.
Die Fakten: die Organisation «Artisans de la Transition» haben in drei aufeinanderfolgenden Berichten, die 2016, 2018 und 2020 veröffentlicht wurden, nachgewiesen, dass das bekannte Aktienportfolio der Schweizerischen Nationalbank (92 Milliarden Schweizer Franken, d.h. 60 % ihrer Aktienanlagen) 48,5 Millionen Tonnen CO2/Jahr verursachte. Die SNB investierte auch in bestimmte Unternehmen, die für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich waren. Und sie investiert weiterhin Milliarden von Schweizer Franken in die Weltbörse, ohne eine aktive Anlagepolitik, um die Unternehmen mit dem höchsten CO2-Ausstoss und die weniger empfehlenswerten Unternehmen zu verdrängen.
Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, prüfen die Finanzakteure die Botschaften der Zentralbanken bis ins kleinste Detail. Beim Thema Klimawandel ist die Botschaft, die die SNB an den gesamten Schweizer Finanzplatz sendet, sehr klar: “Es gibt kein Problem“.
Und alles deutet darauf hin, dass die Finanzakteure dieser Einschätzung folgen.
- Die Kredite, welche die Credit Suisse in den letzten vier Jahren an die weltweite fossile Energiebranche vergeben hat, entsprechen dem 1,7-fachen ihres Eigenkapitals.
- Die UBS hat ihre jährlichen Investitionen in Kohle bis 2019 verneunfacht.
- Drei Viertel der sechzig grössten Schweizer Pensionskassen haben keine Klimapolitik.
Der Greenpeace-Bericht «Klimaschädliche Geschäfte», der 2020 veröffentlicht wurde, enthüllt die Grössenordnung der Zahlen: Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse finanzierten – ebenfalls 2020 – direkt nicht weniger als 93,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – über die Finanzierung von 47 Unternehmen aus dem Kohle-, Öl- und Gassektor – doppelt so viel wie die Treibhausgasemissionen der gesamten Bevölkerung und aller Industrien in der Schweiz.
Auf europäischer Ebene besteht das 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen jedoch darin, die internationalen Finanzströme gemäss den Anforderungen zur Reduzierung der Gasemissionen zu harmonisieren und eine klimaverträgliche Wirtschaftsentwicklung zu unterstützen. Dennoch sieht keine Behörde vor, Banken zu verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Die Institutionen werden sich nicht von selbst ändern.
Das Geld- und Finanzsystem wurde auf einem Modell der Rendite um jeden Preis aufgebaut, das sehr abartig ist und ohne unser Wissen aber leider mit unserer Zustimmung funktioniert.
Was also tun?
Fordern wir mehr Transparenz und Rückverfolgbarkeit, fragen wir, wo unser Geld hingeht!
Es gibt Alternativen. Sie sind institutionell und individuell, praktisch und assoziativ: Sie heissen alternative Banken, Genossenschaften, lokale Währungen oder auch bewusste Kapitalbeteiligung.
Das Geld von uns Bürgerinnen und Bürgern hat eine unendliche Macht.
Also sollten wir es in bewusste und ethische «Hände» legen, die das Kapital zu Lösungen leiten wollen, die einen gerechten und ökologischen Übergang fördern.
Für weitere Informationen und eine Liste unserer Quellen haben Sie die Möglichkeit, unseren Leitfaden zu verantwortungsvollem Geld herunterzuladen.