ZeroWaste Switzerland

Non-profit association inspiring everyone in Switzerland to reduce waste.

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Konsumstudie 2023

Im Jahr 2023 lancierten wir eine Umfrage zur Bewertung der Zero Waste Praktiken: welche Verhaltensänderungen sind am einfachsten und welche am schwierigsten umzusetzen. Das Ziel dieser Studie war es, den Reifegrad der umweltfreundlichen Handlungen einer erwachsenen Bevölkerung, die für den Haushalt verantwortlich ist, zu bewerten.

Resultate

1 – Das Panel

Insgesamt nahmen 458 Personen an der Umfrage teil, darunter eine Mehrheit von Frauen.

Die Zero Waste Bewegung wird historisch gesehen von Frauen getragen. Diese Zahl stimmt mit den Teilnehmern an unseren Aktivitäten überein.

2 – Die Einkäufe

Fleischlos zu leben, wird als einer der schwierigsten Schritte angesehen.

34,1% gaben an, dass dies für sie schwierig oder unmöglich sei.

Leichtere Massnahmen wie “Tüten und Dosen zum Einkaufen mitnehmen” oder “lokal und biologisch einkaufen” wurden von 90% der Befragten angenommen.

3 – In der Küche

Die “Vereinfachung der Küchenausstattung” ist für 20% der Befragten die schwierigste Massnahme.

Die anderen Massnahmen, die auf gesundem Menschenverstand beruhen, werden bereits gut umgesetzt, mit einer Rate von 60% bis über 90%.

Massnahmen zur Reduzierung von Einwegprodukten werden, ebenso wie Massnahmen zur Energieeinsparung, überwiegend in der Küche umgesetzt. Sie sind jedoch weniger verbreitet als Massnahmen im Bereich des Einkaufs, die zu 80% umgesetzt werden, wenn auch meist nur teilweise. Energie, obwohl ein Verschmutzungsfaktor, wird bei der Abfallvermeidung manchmal vergessen.

Die schwierigste Massnahme ist der Verzicht auf die Gefriertruhe.

4 – Das Badezimmer und die Instandhaltung des Hauses

Alle Massnahmen werden von fast 80% der Befragten teilweise oder vollständig umgesetzt.

Zwischen 5 und 20% der Befragten finden folgende Massnahmen schwierig : feste Toilettenartikel oder solche mit natürlichen oder biologischen Inhaltsstoffen kaufen, Wassersparer installieren, Essig und Natron für den Haushalt verwenden.

5 – Kleidung

Die guten Praktiken des sparsamen Konsums, der Reparatur und des Kaufs von Gebrauchtwaren werden von mehr als 80% der Teilnehmer umgesetzt.

Am schwierigsten ist es, Schuhe zu reparieren (17% der Antworten), gefolgt von “auf Schlussverkäufe verzichten” (13%) und “Second-Hand-Käufe tätigen” und “auf die Herkunft und das Material von neu gekaufter Kleidung achten” (11%).

6 – Technologie

Unsere technischen Geräte werden seltener mit Abfall in Verbindung gebracht, haben jedoch einen immer grösseren Einfluss. Die Umsetzung von Best Practices ist schwieriger. “Der Verzicht auf soziale Netzwerke”, die “Grösse von E-Mails” und die “Vermeidung von Videos in 4G/5G Netzwerken” wird von fast 40% der Befragten als schwierig angesehen.

7 – Möbel, Ausstattung und Dekorationen

Die Massnahmen “Bücher ausleihen” und “Verkaufen oder Verschenken auf Second-Hand-Websites” wurden von unseren Befragten mit über 90% am häufigsten angewandt.

Zu den am wenigsten: das Ausleihen und Mieten (weniger als 70% der Befragten) anstelle des Kaufs von Büchern. Dieses Ergebnis erklärt sich durch das schwache Angebot an naheliegenden und preislich erschwinglichen Lösungen für viele Geräte und Werkzeuge. Kaufen ist immer noch am einfachsten und manchmal am günstigsten.

8 – Im Büro

Ein “Green Team mit Kollegen zu bilden” ist für mehr als 30 % der Teilnehmer schwierig, während “ohne Auto zur Arbeit” von mehr als 85 % angenommen wird.

“Tee oder Kaffee aus einer echten Tasse zu trinken” und “eine Wasserflasche mitzubringen” gehört für fast 90% der Befragten zum Alltag.

9 – Auf Reisen, Geschäftsreise

Dieses Thema ist bei weitem dasjenige, bei dem die Umsetzung von Zero Waste am schwierigsten ist und am wenigsten umgesetzt wird.

“Reisen ohne zu fliegen” wird wider Erwarten von fast 80% der Befragten am meisten angenommen. Dies ist umgekehrt proportional zur Schweizer Statistik: 60% der Schweizer sind der Meinung, dass man ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub fliegen kann (Quelle: Umfrage 2023 Tamedia für 24H).

Kein Auto mehr zu besitzen, bleibt die schwierigste Massnahme.

Schliesslich wird der Blick auf die Karte mit guten Zero Waste-Adressen von weniger als 40% der Befragten genutzt, aber es ist sehr ermutigend zu sehen, dass fast 25% von ihnen planen, dies zu tun.

10 – Feste und Geburtstage

“Die Verwendung von wiederverwendbarem Geschirr” gehört für 80% der Befragten zum Alltag. Es ist eine gute Nachricht, dass diese Gewohnheit, überflüssigen Abfall zu vermeiden, einstimmig angenommen wird.

Die Hindernisse der sozialen Normen sind immer noch schwer zu überwinden: die Gäste zu bitten, ihre eigenen Teller mitzubringen und auf Geschenkpapier zu verzichten, ist am schwierigsten.

Zusammenfassend

Bei dieser Umfrage muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass sie über das Newsletter-Adressbuch und die sozialen Netzwerke des Vereins verbreitet wurde. Wir gehen davon aus, dass diese Personen bereits für die Zero Waste Problematik sensibilisiert sind. Die Teilnehmer an unserer Umfrage haben bereits einen Grossteil der Zero Waste Massnahmen umgesetzt.

Die am häufigsten angewandten Massnahmen sind :

  • Lokal einkaufen
  • Saisonal kochen und Essensreste wieder verwenden
  • Ungenutzte Kleidung spenden oder verkaufen
  • Handy so lange wie möglich behalten
  • Auf Second-Hand-Websites verkaufen oder spenden
  • Im Büro eine Mehrwegtasse benutzen
  • Wasserflasche mit dabei haben
  • Wiederverwendbares Geschirr verwenden

Die schwierigsten und am wenigsten umgesetze Massnahmen sind :

  • Ohne Gefrierschrank leben
  • Vegetarier werden
  • Auf soziale Netzwerke verzichten
  • Im Büro mit Kollegen ein Green Team bilden
  • Kein Auto mehr besitzen
  • Bei Parties und Festen bitten, eigenes Geschirr mitzubringen

Es ist interessant festzustellen, dass die Grundlagen, die wir in unseren Workshops und Einführungen vermitteln, in einer Gemeinschaft, die sich am Zero Waste Ansatz orientiert und diesen unterstützt, als selbstverständlich angesehen werden.

Die am wenigsten umgesetzten Massnahmen werden in unseren Aktivitäten kaum erwähnt, weniger nachgefragt oder sind neu (Reiseworkshop, Kleidung und Energie oder Workshop zur digitalen Nüchternheit). Einige, wie z.B. das Überdenken der eigenen Mobilität oder Vegetarier zu werden, erfordern auch mehr Aufwand bei der Umsetzung.

Massnahmen im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft (Secondhand, Reparatur, Leihen, Mieten…) werden nur teilweise umgesetzt. Dies liegt sicherlich am Mangel an Angeboten, die das Vorgehen komplex und kostspielig machen können:

  • Gebraucht zu kaufen ist nicht immer einfach (man muss es finden, einen sperrigen Gegenstand abholen können, ein attraktives Angebot in der Nähe haben, auf eine Garantie verzichten…).
  • Von einer Reparatur raten die Händlern oft ab, und bieten manchmal eine Austausche des Gegenstandes an. Und die Reparatur kann teurer sein als ein neues Produkt (z.B. Schuhe neu besohlen).
  • Mieten oder Leihen: Es gibt zwar Sharing-Plattformen, aber sie haben Schwierigkeiten, ihr Geschäftsmodell zu finden: Es kann schwierig sein, etwas in der Nähe oder verfügbar zu finden. Diese Art von Lösungen sollte jedoch auf lokaler Ebene bevorzugt und von den Gemeinden gefördert werden. Je mehr lokale Sharing-Lösungen existieren und zugänglich sind, desto weniger werden wir kaufen müssen.

Schliesslich sind soziale Normen ein Hindernis, das von unseren Teilnehmern in den Workshops häufig beobachtet wurde und sich auch in dieser Umfrage bestätigt hat:

  • Es wird heute eher gut akzeptiert, ein Occasionsgeschenk zu einem bestimmten Anlass zu machen, während dies vor einigen Jahren noch undenkbar (oder sogar beleidigend) war.
  • Der Verzicht auf Einweggeschirr für eine Party ist für unser Panel zulässig, obwohl dies in unserem jeweiligen Umfeld eine weit verbreitete Praxis ist.

Es bedarf der Sensibilisierung und der praktischen Umsetzung dieser neuen Verhaltensweisen durch einen immer grösseren Teil der Bevölkerung, um diese sozialen Normen zu ändern.

Das ist der Sinn der Zero Waste Bewegung: Eine Person, die die Zero Waste Methode richtig anwendet, kann ein Vorbild für alle anderen sein und helfen die Veränderung des Verhaltens zu erreichen, die wir in der gesamten Bevölkerung benötigen.

Mehrwegverpackungen: besser für das Klima?

32 Studien wurden von den Autoren des Berichts ausgewählt, weil sie eine Reihe von Kriterien erfüllten,1 die ihre Seriosität belegen: eine Studie, die weniger als 20 Jahre zurückliegt, eine Lebenszyklusanalyse (LCA), die nach den Normen ISO 14040-14044 durchgeführt wurde, und ein Vergleich von zwei Verpackungssystemen (Einweg/Mehrweg), die denselben Verwendungszweck erfüllen.

Die erste Erkenntnis ist, dass 23 von 32 Studien (72 %) zu dem Schluss kommen, dass wiederverwendbare Verpackungen besser für die Umwelt sind als ihre Einwegäquivalente. Einige von ihnen zeigen, dass wiederverwendbare Glasflaschen 85 % weniger Treibhausgasemissionen verursachen als Einwegglas, 75 % weniger als PET-Flaschen und 57 % weniger als Aluminiumdosen.

Diese Beobachtung allein reicht jedoch nicht aus, um zu behaupten, dass Mehrweg immer interessanter für das Klima ist als Einweg. In der Tat werden die Ergebnisse, ob positiv oder negativ, in jeder analysierten Studie in Abhängigkeit von verschiedenen Schlüsselfaktoren, die unten aufgeführt sind, variieren. Für die Autoren des Berichts sind dies die Faktoren, an denen gearbeitet werden muss, um sicherzustellen, dass der Ersatz von Einwegverpackungen durch ein Mehrweggebinde besser für das Klima ist.

Das Herstellungsverfahren der Verpackung

Bei Einwegverpackungen ist es systematisch die Produktionsphase der Verpackung, die den grössten Einfluss auf das Klima hat. Je nach Material und Herstellungsprozess sind Einwegverpackungen also für mehr oder weniger Treibhausgasemissionen verantwortlich.

→ Dies erklärt zum Beispiel, warum alle analysierten Studien zu dem Schluss kommen, dass Mehrweg-Glasverpackungen besser für das Klima sind als Einweg-Glasverpackungen, selbst ab einer einmaligen Wiederverwendung. Denn bei der Herstellung von Glas werden viele Treibhausgase emittiert, die somit bei jeder Wiederverwendung einer Verpackung vermieden werden; 

Die Anzahl der Wiederverwendungen

Bei Mehrwegverpackungen ist ein wichtiger Faktor in der Umweltbilanz natürlich die Anzahl der Wiederverwendung. Jede Wiederverwendung gleicht die Auswirkungen der ersten Herstellungsphase der Verpackung ein wenig mehr aus. Je mehr sie wiederverwendet wird (und damit die Produktion neuer Verpackungen vermieden wird), desto geringer werden die Auswirkungen ihrer ursprünglichen Herstellung.

→ Einige der analysierten Studien deuten also darauf hin, dass der Ersatz einer PET-Einwegflasche durch eine Glas-Mehrwegflasche nach 10 oder 20 Wiederverwendungen der Flasche aus Klimasicht interessant wird. Eine andere Studie schätzt, dass bei einer kurzen Transportstrecke (200 km) die wiederverwendbare Glasflasche nach der dritten Wiederverwendung weniger Auswirkungen hat als die Einweg-PET-Flasche. Eine andere Studie schätzt, dass bei wiederverwendbaren Bechern 10 Wiederverwendungen nötig wären, um einen Umweltvorteil durch die Wiederverwendung zu erzielen.

Photo by Cantilever Distillery on Unsplash
Photo by Matthew T Rader on Unsplash

Der Einfluss des Transports

Neben der Anzahl der Wiederverwendungen zeigt die Analyse der Studien, dass auch der Transport, insbesondere zwischen dem Sammeln, Waschen und Wiederbefüllen des Behälters (emittiert bei jedem Wiederverwendungszyklus), die grössten Auswirkungen hat. Die meisten Studien, die zu dem Schluss kommen, dass Mehrwegverpackungen negative Auswirkungen haben, tun dies aus diesem Grund: Die Transportwege sind zu lang. Die THG-Emissionen, die durch den Transport von Mehrwegverpackungen verursacht werden, hängen von drei Parametern ab: der Entfernung, dem Gewicht der transportierten Verpackungen und der Art des Transports (z. B. ist der Transport per Schiff deutlich geringer als der Transport per LKW).

→ Eine der untersuchten Studien kommt daher zu dem Schluss, dass die Wiederverwendung von Verpackungen aus klimatischer Sicht bis zu einer Entfernung von 1200 km interessant ist.

Diese breite Analyse der zu diesem Thema durchgeführten Studien führt also zum Schluss, dass die Wiederverwendung von Verpackungen sehr oft sehr vorteilhaft für das Klima ist, umso mehr, wenn die Transportwege verkürzt werden (was bei einem Pfandsystem in der Schweiz typischerweise der Fall sein wird), oder wenn das System Glasverpackungen ersetzt, die bisher nach dem ersten Gebrauch weggeworfen wurden. Für Hersteller, die den Klimavorteil ihres Wiederverwendungssystems maximieren möchten, bleibt noch einiges zu tun:

  • Sicherstellung einer grossen Anzahl von Wiederverwendungen, was oft die Einrichtung von Pfandsystemen erfordert, um eine gute Rücklaufquote für die Verpackungen zu gewährleisten.
  • Optimieren von Logistik: Standardisierung der Behälter, stapelbare Verpackungen bevorzugen und die Anlieferung von vollen Behältern zur Rücknahme des Leerguts nutzen.
  • Reduzieren von Transportwege zwischen Abfüll-, Verkaufs- und Waschbereich.

Die Tücken der Methoden zur Analyse und Vergleich von Einweg- und Mehrwegverpackungen

Die Analyse mehrerer Studien, die die Umweltauswirkungen von Einweg- und Mehrwegverpackungen vergleichen, weist auch auf bestimmte Einschränkungen der verwendeten Analysemethoden hin, die zu einer Präferenz für Einwegverpackungen führen.

Die erste ist das Versäumnis, in Ökobilanzen die Risiken des “Auslaufens” von Kunststoffverpackungen in die Umwelt zu berücksichtigen, die bekanntermassen katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt haben. Diese Risiken des Auslaufens, die per Definition unvorhersehbar und stark vom Verbrauchskontext des Produkts abhängig sind, werden nicht unbedingt berücksichtigt.

Eine weitere Verzerrung in den Studien sind die Methoden zur Berücksichtigung der Vorteile des Recyclings (die dazu führen, dass die Umweltauswirkungen von Einwegverpackungen, die zum Teil recycelt werden, reduziert werden).

Gewisse Methoden zur Bilanzierung der Vorteile des Recyclings berücksichtigen nicht den Verlust von Materialien zum Zeitpunkt des Recyclings oder die Unmöglichkeit, bestimmte Materialien zur Herstellung neuer Verpackungen zu recyceln, wodurch die tatsächlichen Umweltvorteile des Recyclings “überbewertet” werden.

  1. Eine von Reloop und Zero Waste Europe in Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht durchgeführte Analyse hat Dutzende von Studien gesichtet, in denen die Klimaauswirkungen von Mehrwegsystemen (häufig mit Depot) mit denen von Einwegverpackungen verglichen wurden. Das Thema wird seit Jahren kontrovers diskutiert, da Studien in diesem Bereich je nach den zu Beginn getroffenen Annahmen teilweise widersprüchliche Ergebnisse liefern. Das Ziel dieser Forschung ist es, all diese Ergebnisse zusammenzutragen, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen die Wiederverwendung von Verpackungen einen klimatischen Vorteil im Vergleich zu Einwegverpackungen darstellt. ↩︎